Kritik zu Wonka

© Warner Bros. Pictures

In diesem Prequel zu »Charlie und die Schokoladenfabrik« tanzt und singt Timothée Chalamet als jugendlicher Willy Wonka und flößt dem düsteren Roald-Dahl-Stoff damit wohlige vorweihnachtliche Atmosphäre ein

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Wie mögen Sie ihre Schokolade? Zartbitter, weiß oder nussig? Wer nach »Wonka« nicht in einem See aus Nougat baden will, ist wahrlich asketisch. Basierend auf den Charakteren aus Roald Dahls Kinderbuch, schildert »Wonka« die frühen Jahre Willy Wonkas auf dem Weg zu jenem erfolgreichen Chocolatier, den Johnny Depp 2005 in Tim Burtons »Charlie und die Schokoladenfabrik« exzentrisch und irre lächelnd verkörperte.

Chalamets Willy also kommt nach längeren Expeditionen, auf denen er die Kunst des Schokolademachens perfektioniert und um exotische Nuancen wie die »Hoverchoc« ergänzt hat, in die große Stadt. Hier will er seine Begeisterung für Schokolade mit der Welt teilen. Das Confiserie-Business ist aber fest in der Hand eines Kartells: Drei fiese Unternehmer haben die Stadt unter sich aufgeteilt und dulden keine Konkurrenz. Auch wenn sie dafür den Polizeichef mit Pralinen bestechen müssen. Nach nur einem Tag in der Stadt ist Willy pleite und wird von Mrs. Scrubbit (herrlich ätzend und böse: Olivia Colman) über den Tisch gezogen: Die nächsten 27 Jahre lang soll er seine horrenden Schulden mit Zwangsarbeit abstottern. 

Im Waschkeller von Mrs. Scrubbit eingesperrt, trifft er auf Leidensgenoss*innen, die anders als er die Hoffnung auf ein besseres Leben bereits aufgegeben haben. Zuerst überzeugt Willy das Mädchen Noodle (Calah Lane) von seinem abenteuerlichen Plan, dann den Rest der Eingesperrten. Mit dem heimlichen Verkauf von Schokolade wollen sie Kapital ansparen, um sich freizukaufen und Willys Traum vom eigenen Geschäft doch noch zu verwirklichen. 

Roald Dahls Kinderbücher gelten als düster, makaber und standen in letzter Zeit auch wiederholt für sexistische und rassistische Untertöne in der Kritik. Paul Kings Film modernisiert den Stoff und seine Charaktere. Sein Ensemble ist diverser, mit einem technisch gelungenen Miniatur-Hugh-Grant umgeht er die rassistische Stereotypisierung der Umpa-Lumpas. Den düsteren Ton des Dahl'schen Erzählens trifft King dafür nicht ganz. Willy und seine Verbündeten schlagen sich durch eine opulent ausgestattete winterliche Kulisse zum Happy End. Es wirkt, als sei eine klassische Verfilmung von Charles Dickens' »A Christmas Carol« mit einem Spielzeugmuseum verschmolzen. 

Auf Gesellschaftskritik verzichtet »Wonka« dennoch nicht gänzlich. Themen wie Korruption, Kartellbildung oder soziale Ungerechtigkeit werden subtil gestreift. Beispielsweise im Running Gag um Schokomagnat Fickelgruber (Mathew Baynton), der jedes Mal würgen muss, wenn er das Wort »Armut« hört. Timothée Chalamet spielt (und singt) den jungen Wonka als idealistischen, einfallsreichen Tagträumer mit viel Verve und sympathischer Naivität. Newcomerin Calah Lane als Noodle stibitzt ihm in ihrer abgeklärten Art aber nicht wenige Pointen. 

Am Ende ist »Wonka« ein zartbitterer Weihnachtsfilm, der glücklicherweise auf eine schnulzige Liebesgeschichte verzichtet und weder Völlegefühl noch Zuckerschock auslöst, sondern eine wohlige Wärme im Bauch hinterlässt.

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