Kritik zu What Is Left

© Déjà-Vu Film

2013
Original-Titel: 
What Is Left
Filmstart in Deutschland: 
12.06.2014
L: 
74 Min
FSK: 
12

Darf man als Linker eine Putzfrau haben? Die italienischen Regisseure Gustav Hofer und Luca Ragazzi werfen in ihren Betrachtungen rund um sich und ihre italienische Heimat Fragen auf, die sie mit viel Humor dann keinesfalls abschließen

Bewertung: 3
Leserbewertung
3
3 (Stimmen: 1)

Italien und seine Politiker gelten seit Jahren schon in erster Linie als Stofflieferanten für Kabarettisten. Was dort passiert, so lautet eine Art gesamteuropäischer Stammtischübereinkunft, kann man einfach nicht ernst nehmen. Es steht zu befürchten, dass diese Haltung der lächelnden Herablassung auch das Interesse an einem Film wie What is left von Gustav Hofer und Luca Ragazzi mindert. Was schade wäre, denn die beiden Dokumentarfilmer aus Rom bearbeiten in ihrem neuesten Werk ein Thema, das in ganz Europa virulent ist. Was ist heute noch links und was ist von der Linken übrig – im englischen Titel sind praktischer Weise gleich zwei Fragen untergebracht, die sich Hofer und Ragazzi hier stellen. Sie beginnen im eigenen Alltag: Ist es links, Fahrrad zu fahren und Europa gut zu finden? Darf ein Linker eine philippinische Putzfrau haben, und wenn ja, wie muss er sie bezahlen? Sie lassen den Blick durch das Italien der Gegenwart streifen, in dem der »Hausierer« Berlusconi nun von dem »Antipolitiker« Beppe Grillo abgelöst wird. Und sie rekapitulieren knapp die staunenswerte Geschichte, in der die einst größte kommunistischen Partei Westeuropas sich zu einer Mitte-links-Partei entwickelt hat, die das Wort »links« nicht mehr im Namen führen will.

Wie schon in ihren ersten Dokumentarfilmen Suddenly Last Winter und Italy: Love It or Leave It ziehen Hofer und Raggazzi durchs Land und interviewen Menschen auf der Straße. Als gewissermaßen fiktionale Varianten ihrer selbst filmen sie auch ihre eigenen Auseinandersetzungen. Ihre stets zivil bleibenden Streitereien hören sich dabei so authentisch an, dass sie zum großen Charme dieses Films beitragen, der ansonsten darin besteht, dass die beiden ihr Thema ernst nehmen, aber nicht sich selbst. What is left ist deshalb das seltene Beispiel eines vergnüglichen Dokumentarfilms, der mit seinem Humor nicht etwas entlarven möchte, sondern schlicht die Lust am Streit und damit am Nachdenken fördert. Die aufgeworfenen Fragen muss sich am Ende der Zuschauer selbst beantworten.

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