Kritik zu Väter und Töchter – Ein ganzes Leben

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Im vierten »amerikanischen« Film des Italieners Gabriele Muccino spielt Russell Crowe einen scheiternden Schriftsteller, dessen von Amanda Seyfried verkörperte Tochter Jahrzehnte später weiter mit dem Leben hadert

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Alleinerziehende Eltern und die Beziehungen zu ihren Kindern bewegen den italienischen Regisseur Gabriele Muccino. Auch in seinem vierten in den USA gedrehten Film geht es um das besondere Verhältnis eines Vaters zu seinem Kind. Schon »Das Streben nach Glück« (2006) und »Kiss the Coach« (2012) erzählten auf bewegende oder komische Weise von einer durch gesellschaftliche Umstände belasteten Vater-Sohn-Beziehung. In seinem vielleicht besten Film »Sieben Leben« (2008) ging es zumindest um die Frage der Verantwortung. »Väter und Töchter« wendet sich nun dem Schicksal einer Tochter zu und das wieder mit einem bemerkenswerten Cast: Neben Russell Crowe und Amanda Seyfried spielen Aaron Paul, Diane Kruger und Jane Fonda. Ähnlich wie in »Sieben Leben« erzählt Muccino die Geschichte nicht chronologisch, sondern in Momenten aus unterschiedlichen Zeiten. Kindheit und Erwachsenenleben durchkreuzen einander, ohne dass simple küchenpsychologische Bezüge hergestellt werden. Und doch bedingen die Traumata der Jugend die Dysfunktionalität der Erwachsenen. Katie muss erst den Tod der Mutter verarbeiten und dann die Trennung von ihrem heiß geliebten Vater. Sieben Monate lebt sie bei ihrer gefühlskalten, alkoholkranken Tante (Diane Kruger) und deren reichen Mann (Bruce Greenwood). Die beiden wollen sie gegen den Willen des Vaters adoptieren, weil dieser (Russell Crowe) unter psychisch bedingten epileptischen Anfällen und Depressionen leidet. Er ist ein ehemals erfolgreicher Schriftsteller in der Krise, dessen neuestes Buch floppt und dem das Geld ausgeht. Jane Fonda nutzt die wenigen Momente, die sie als seine Agentin im Film hat, für eine bemerkenswerte Präsenz.

Der gerichtliche Kampf um das Sorgerecht dauert jedoch nicht lange, trotzdem wächst Katie bei ihrer ungeliebten Tante auf, die sich von ihrem Ehemann getrennt hat. Als Erwachsene hat Katie (nun gespielt von Amanda Seyfried) Angst vor Bindungen und geht selten zweimal mit demselbem ins Bett. Bis sie den Schriftsteller Cameron (Aaron Paul) trifft, der ein großer Fans des letzten Buches ihres Vaters, »Väter und Töchter«, ist.

Aaron Paul hat »Breaking Bad«'s Jesse Pinkman erfolgreich hinter sich gelassen und steht hier ganz anders als in der Serie für Stabilität. Kylie Rogers als junge Katie ist phänomenal, während Amanda Seyfried als Erwachsene die innere Zerrissenheit zu sehr nach außen trägt. Selbst wenn der Film nur selten auf die Tränendrüse drückt, wiegen die persönlichen Schicksale doch schwer. »Väter und Töchter« ist dabei ein Film, der sich ähnlich wie die anderen amerikanischen Filme von Gabriele Muccino mehr an sein Publikum als an die Kritik richtet und seine Geschichte in erster Linie so portioniert, dass sie spannend bleibt. Würde man den Film chronologisch erzählen, würde er vielleicht in sich zusammenfallen. Denn in der Abfolge der Ereignisse steckt die ganze Banalität des Lebens, das zu jeder Zeit unangekündigt enden kann. Die Trauer der Überlebenden ist nicht wirklich ein abendfüllendes Thema, beziehungsweise: sie müsste noch einmal ganz anders erzählt werden.

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