Kritik zu Utopia Ltd.

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Engagiertes Dokumentarfilmdebüt über eine blutjunge Band auf der Suche nach der Utopie des individuellen Erfolges abseits des auch im Independentbereich krakenhaften Musikbusiness

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»Wir wollen nicht erinnern«, sagt Anton Spielmann, Gitarrist und Sänger der Band 1000 Robota, »wir wollen Entstehung verursachen!« Bekannt wird die Band mit einem wilden Song, »Hamburg brennt« und einem Palais-Schaumburg-Cover. Sie klingt wie Joy Division und Ideal, wie Fehlfarben und KFC, also irgendwas zwischen 80er-Jahre-New-Wave und deutschem Punk, und in dieser Zeit doch irgendwie neu, wild und in der Besetzung Gitarre, Bass, Schlagzeug erfrischend einfach. Außerdem sind die Jungs von 1000 Robota jung, zwischen 17 und 18 Jahre alt, sie kämpfen mit dem Abitur, mit der Ausbildung in der eigenen Plattenfirma Tapete Records, vor allem aber damit, sich selbst zu definieren. In einer Zeit, in der die Popkultur nun mindestens in die dritte Generation eintritt und infolge dessen mehr und mehr an den Vorgängern gemessen wird, weshalb einfache Akkorde eben nicht mehr originär nur einfache Akkorde sind, sondern bereits das Zitat des Zitats, in einer solchen Zeit also ist es schwer, wenn nicht unmöglich, so etwas zu schaffen wie einen eigenen Sound. Und es ist umso erstaunlicher, wenn es trotzdem gelingt, die Vorbilder souverän hinter sich zu lassen.

1000 Robota sprechen aus, was viele Jugendliche bewegt, die dieselbe Musik hören wie ihre Eltern, womöglich auch noch dieselben Turnschuhe tragen und dieselben Filme mögen – und deren pubertäre Befreiungsschreie von den Eltern dann »süß« gefunden werden. Widerstand gegen eine ältere Generation ist nicht mal ästhetisch mehr möglich. Man muss andere Wege der Selbstermächtigung suchen. Davon handelt dieser Film.

Und davon handeln die Songs der 1000 Robota, die sich betont unmoralisch geben und knallhart fordernd auf eine Gesellschaft zugehen, die ihnen erst mal gar nicht feindlich gesinnt ist. Alles Schattenkämpfe also? Weit gefehlt. Denn Revolution lässt sich nicht vererben. Das, was eine Band ausmacht, wo sie steht im Strudel des schlingernden Musikbusiness, das die Zeiten des großen schnellen Geldes schon lange hinter sich hat und das Internet immer noch nicht gewinnbringend einzusetzen versteht, bleibt ein Kampf, den jede Generation neu austragen muss. Ohne Pathos und ohne den glanzvollen Ruhm des Widerständigen. 1000 Robota machen eine steile Karriere. Sie kommen schnell bei Tapete Records unter, die Anton Spielmann auch gleich als Auszubildenden aufnehmen, sie fühlen sich gut in Gesellschaft von Bernd Begemann, Erdmöbel oder Superpunk und müssen doch erleben, was alle Bands irgendwann eingesehen haben: Beim Geschäftlichen hört die Freiheit auf. 1000 Robota – der Name bezieht sich auf die unzähligen Wesen, die tagein, tagaus maschinenartig funktionieren – trennen sich von Tapete Records. Anton gibt die Lehrstelle auf und sagt die Teilnahme an Stefan Raabs Bundesvision-Songcontest ab.

Ohne Kommentar, ohne Wertung und ohne Stellungnahme begleitet Sandra Trostel die Band mit ihrem Film. Sie versteht viel von den Zwängen und dem eruptiven Wollen der drei Musiker. Ihre Bilder setzt sie gekonnt und selbstbewusst. Mehr kann man von einer Musikdokumentation kaum erwarten.

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