Kritik zu Trap: No Way Out

© Warner Bros. Pictures

M. Night Shyamalans Neuester ist eine Mischung aus schwarzer Komödie und Serienkiller-Thriller, in dem Josh Hartnett ein anderes Gesicht zeigt

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Die 12-jährige Riley kann es kaum ­fassen. Ihr Vater mag zwar ein wenig verschnarcht sein. Und ja, das mit dem Nachahmen von Jugendslang sollte er auch besser lassen. Aber (Trommelwirbel): Cooper hat doch tatsächlich Karten für das Konzert der angesagten Popsängerin Lady Raven bekommen! Und schon steht Riley mit Herzklopfen neben ihrem Vorzeige-Daddy in einem Saal zwischen 30 000 hysterisch kreischenden Teenies.

Doch irgendwie benimmt Daddy sich heute ziemlich seltsam. Kann es sein, dass er eine dunkle Seite hat? Ja – und genau darüber werden wir gleich ganz zu Anfang ins Bild gesetzt: Feuerwehrmann Cooper führt ein Doppelleben als vorbildlicher Familienvater und blutrünstiger Serienmörder. Das ist die Prämisse des neuen Films von M. Night Shyamalan, in dem – so scheint es – nichts, absolut nichts zu stimmen scheint.

Die gesamte Megaveranstaltung, so erfährt Cooper von einem redseligen ­T-Shirt-Verkäufer, ist eine Falle. Die Polizei habe mitbekommen, dass der »Butcher« das Konzert besucht. Auf der Suche nach dem Killer, den ein Tattoo am Handgelenk verrät, werden nach und nach alle Männer im Saal zwischen 30 und 40 verhört: Eine Plotidee, deren Unlogik fast unverschämt anmutet. Aber dennoch schnappt die Falle zu – man wird neugierig auf den weiteren Verlauf. Obwohl diese Mischung aus einem mit angezogener Handbremse inszenierten Thriller und schwarzer Komödie eine unplausible Situation an die nächste reiht.

Shyamalan variiert die oft erzählte Geschichte des Mastermind-Serienmörders, der vom Geist seiner bösen Mutter drangsaliert wird und trotzdem alle an der Nase herumführt. Doch dabei blendet er das Wesentliche – die blutige Brutalität des gefürchteten Killers – nahezu vollkommen aus. Nur auf dem Handybildschirm ist sekundenlang ein Opfer zu sehen, das wie im einschlägigen Torture-Porn-Movie grausam-kreativ zu Tode kommen wird: Doch das »eigentliche« – und das ist Shyamalans Trick – ist nicht zu sehen. Wie grausam Cooper tatsächlich ist, blitzt nur in einer Szene auf. Brutal schubst er ein Mädchen die Treppe hinunter, um den so entstehenden Aufruhr zu nutzen.

Der Film steht und fällt mit Josh Hartnett. Das Image des aufrechten Good Guy, dem das Sympathische ins Gesicht geschrieben steht, bürstet der ehemalige Teeniestar mit diebischer Freude gegen den Strich. In einer der lustigsten Szenen muss er sich mit der ebenso hinterhältigen wie aufdringlichen Mutter einer Klassenkameradin seiner Tochter auseinandersetzen. Insgeheim wünscht man sich, dass er sie abmurkst.

Durchgängig geglückt ist der Pseudo-Serienkiller-Film allerdings nicht. Die Konzertepisode ist entschieden zu lang. Shyamalans Tochter Saleka als Lady Raven setzt zudem kaum Akzente. Und weil der Regisseur sich für das Innenleben eines Soziopathen nicht wirklich interessiert, wirkt die zweite Hälfte des Films, in der das Familienleben einer gespaltenen Persönlichkeit ausgebreitet wird, unausgegoren. Shyamalan spielt schlitz­ohrig mit den Erwartungen, doch sein filmischer Bluff geht am Ende nur teilweise auf.

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