Kritik zu Tracing Light – Die Magie des Lichts

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2024
Original-Titel: 
Tracing Light
Filmstart in Deutschland: 
16.01.2025
L: 
99 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Nach seinen Filmen über Zeit (»Rivers and Tides«) und Klang (»Touch the Sound«) beschäftigt sich Thomas Riedelsheimer nun mit dem Licht

Bewertung: 3
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Manche meinen, auch Menschen könnten durch Photosynthese vom Licht allein leben. 2010 kam zu dieser These sogar ein ganzer Film (»Am Anfang war das Licht« von Peter-Arthur Straubinger) in die Kinos. In der hier besprochenen Auseinandersetzung des gestandenen Dokumentarfilmers Thomas Riedelsheimer mit dem Licht geht es erwartungsgemäß weniger esoterisch zu. Doch geheimnisvoll bleibt das physikalische Phänomen auch hier – wohl fast zwangsläufig dank der quantenphysikalischen Grundlage der Photonen, die sich nicht nur mit ihrem Teilchen-Welle-Dualismus gewöhnlichem menschlichen Vorstellungsvermögen entziehen.   

Das Licht interessiert Riedelsheimer auch als eine von drei stofflichen Grundlagen des Films. Mit den beiden anderen – der Zeit und dem Klang – hatte er sich schon in seinen Arbeiten mit dem Land-Art-Künstler Andy Goldsworthy (»Rivers and Tides«) und der Perkussionistin Evelyn Glennie (»Touch the Sound«) beschäftigt. Und auch jetzt wieder stehen neben Forschenden von der Glasgower Extreme Light Group um Professor Daniele Faccio und dem Team um Pascal Del'Haye vom Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts in Erlangen künstlerische Auseinandersetzungen mit dem Sujet im Blick, angefangen mit Anthony McCalls Experimentalfilm »Line Describing a Cone« aus dem Jahr 1973. Das in einem Ausschnitt gezeigte Werk macht das technische Setting einer Filmprojektion durch Reduktion auf das Wesentliche für die Zuschauenden im Raum sinnlich erfahrbar. 

Eine Protagonistin im Film ist die britische Künstlerin Julie Brook, die unterwegs in den kargen Weiten der Äußeren He­briden mit Steinhütten Sonnenlicht fängt oder Feuer im Meer versinken lässt. Das Duo Semiconductor macht in Glasgow mit Laserkameras Photonen sichtbar und lässt Glasplatten schmelzen. Johannes Brunner und Raimund Ritz entwerfen mit etwas viel Wortgeplänkel für die unter einem riesigen Oberlicht aufsteigende (unter anderem mit einem Lasertischkicker in Lichtgeschwindigkeit möblierte) weiße Freitreppe des neu errichteten MPI-Gebäudes eine zur Hälfte durch dick mattschwarze Farbe entlichtete große Kugel (»Black Hole Sun«). Dazwischen Bilder von Naturschönheit, Spektren oder Wellenmotiven am Bau und die flirrenden Klänge von Riedelsheimer-Regular Fred Frith und Violinistin gabby fluke-mogul (!). Durchaus inspirierende Impressionen, doch besonders bei den verbalen Interaktionen zwischen Wissenschaft und Kunst gibt es auch viel Leerlauf. Und bei manchen der Kunstinstallationen fühlte die Autorin sich an die Art von Physikunterricht erinnert, wo fantastische Dinge mit Wow-Effekt geschahen, die niemand angemessen erklären konnte. Vielleicht, siehe ganz oben, ist es ja einfach so kompliziert. Wirklich enttäuschend ist vor allem die fehlende (natur-)historische Dimension des Films, der trotz mehr als zwei Stunden Laufzeit neben seinem Grundkurs in den physikalischen Grundlagen des Lichts weder der Photosynthese noch anderen für unser Leben auf dem Planeten brisanten Aspekten wenigstens ein paar Gedankenminuten Raum gibt.

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