Kritik zu Super 8

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Mysteriöse Ereignisse in einer amerikanischen Kleinstadt: J.J. Abrams verschmilzt in seiner Liebeserklärung an klassische Science-Fiction und das Medium Super 8 viele wohlvertraute Motive – mit Stil und Gefühl

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Die kleine Gemeinde ist höchst beunruhigt: Seit ein paar Tagen verschwinden nicht nur Haustiere, Mikrowellengeräte und Stromleitungen auf höchst mysteriöse Weise, auch ein paar Menschen sind abhandengekommen, ohne jede Spur. Für einige Einwohner ist sofort klar: Es muss sich um eine russische Invasion handeln!

Der fantastische Film der 50er Jahre und seine Chiffren lassen vielmals grüßen in Super 8, und ebenso genüsslich und ausgiebig verweist er auf Filme der 70er und 80er, besonders auf die frühen Werke von Steven Spielberg, der hier als Produzent fungierte. Boshaft könnte man auch sagen: Super 8 hat nichts Eigenständiges, sondern kaut nur auf mundgerecht zerkleinerten Versatzstücken herum.

Autor und Regisseur J. J. Abrams, Mitschöpfer von »Lost« und Regisseur von Mission: Impossible 3 und dem letzten Star Trek, hat jedoch viel Liebe und wohltuende Ironie in sein Werk gelegt und konzentriert sich trotz aller Rückbezüge darauf, seine Geschichte akkurat zu erzählen: Sommer 1979. Eine Gruppe von Teenagern um die 13 Jahre dreht einen Zombiefilm auf Super 8, alles natürlich völlig improvisiert, von den Kostümen bis zum grausigen Make-up. Als sie eines Nachts eine Szene an der Bahnstation des Orts aufnehmen, werden sie (und ihre Kamera) Zeugen eines gewaltigen Zugunglücks. Herrlich überkandidelt ist dieser Crash in Szene gesetzt, als schier endlose Folge von Waggonüberschlägen, Explosionen und umherfliegenden Trümmerteilen. Nur Joe (Joel Courtney) hat gesehen, wie der Unfall geschah: EinPick-up-Truck ist offenbar absichtlich frontal in den Zug gerast. Im Chaos der Trümmer entdecken die Kids große Mengen rätselhafter Würfel. Und sie finden den Fahrer des Pickups, der schwer verletzt überlebt hat: Es ist ihr Biologielehrer, und er droht ihnen mit dem Tod, sollten sie irgendwem erzählen, was sie gesehen haben.

Finstere Geheimnistuerei legt auch das Militär an den Tag, welches den Ort alsbald überschwemmt, während Dinge, Tiere und Menschen verschwinden. Was hat all das mit dem Crash zu tun? Und mit den handlichen Kuben, die die Kids an den »Zauberwürfel« erinnern? Was, nebenbei bemerkt, einer von mehreren Anachronismen ist, die sehr geschmeidig in den Film hineingeschmuggelt sind. »Rubik’s Cube« wurde erst 1980 in den USA verkauft, ebenso wie der an anderer Stelle vorkommende Walkman.

Bis Joe und seine Freunde auf ihrem Super- 8-Film eine schreckliche Entdeckung machen, die sie letztlich zur Lösung des Rätsels führt, vergehen erst mal ein paar Tage. Denn so war das eben mit diesem Format: Man musste eine Weile auf das Ergebnis hinfiebern, bis man das Tütchen mit den entwickelten dreieinhalb Minuten Film endlich in Händen hielt und aufgeregt in den Projektor einlegen konnte. Liebevoll baut Abrams auch diese Wartezeit in seine Dramaturgie ein, Zeit, in der wir neben den dramatischen Ereignissen im Ort auch mehr über die Hauptfiguren erfahren: über die zwischen Joe und Zombiedarstellerin Alice (Elle Fanning) sich anbahnende Romanze und die verhängnisvolle Verbindung ihrer beider Väter, und ebenso über die aufkeimenden Konflikte zwischen Joe und »Regisseur« Charles (Riley Griffiths), der ebenfalls ein Auge auf Alice geworfen hat und sich nun von Joe verraten fühlt. Diese Nebenstränge sind durchaus einfühlsam entwickelt und erwecken nie den Eindruck von Füllmaterial.

Leider hält Super 8 kein allzu hohes Spannungsniveau, auch seine Horrormomente sind eher spärlich. Von anderen Ingredienzen hat er dagegen ein Quentchen zu viel abbekommen – auch von genau den Hollywood- »production values«, nach denen die jugendlichen Zombiefilmer so rührend vergeblich streben. Doch wie angenehm, dass er nicht den mentalen Totschlag durch Effektgewitter praktiziert und vieles mit großer visueller Klugheit über Bilder und Details erzählt. Klug ist auch, dass er sich sehr lange Zeit lässt, bis er den Verursacher der mysteriösen Ereignisse explizit ins Bild setzt.

Man kann sich Super 8 vielleicht wie ein etwas überfülltes Café vorstellen: Sehr viele ältere und nicht ganz so alte Horror- und Science- Fiction-Filme sitzen da zusammen, plaudern höchst angeregt, spielen sich die Bälle zu, schwärmen gut gelaunt von alten Zeiten. Große Neuigkeiten wird man da nicht erfahren, doch ihre Erzählungen haben bei aller Nostalgie auch eine erfrischende Unschuld.

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