Kritik zu The Sunlit Night

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Nach einem Roman von Rebecca Dinerstein hat David Wnendt einen verschroben-poetischen Film um eine Kunststudentin gedreht, die auf den Lofoten Inspiration findet. In der Hauptrolle: die Stand-up-Komikerin Jenny Slate

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Endlich ein Stipendium! Die Kunststudentin Frances glaubt zunächst, dass sie das große Los gezogen hat. Doch die verkrachte Malerin verschlägt es auf die Lofoten, eine Inselgruppe nördlich des Polarkreises, wo die Sonne lange Zeit nicht untergeht. Das einzigartige Licht, das dabei erstrahlt, will der verschrobene Künstler Nils (Fridtjov Saheim) mit einer Installation einfangen. Dafür muss Frances zwölf Stunden täglich malen. Nicht künstlerisch. Sie muss eine Scheune anstreichen.

Nach einer Vorlage der New Yorker Autorin Rebecca Dinerstein, die nach ihrem gleichnamigen Roman auch das Drehbuch schrieb, porträtiert David Wnendt in seinem ersten englischsprachigen Film eine weibliche Woody-Allen-Figur, die auf liebenswürdige Weise verkopft ist. Mit ihrem herben Charme ist die Stand-up-Komikerin Jenny Slate wie geschaffen für diese verdrehte Frauenfigur. Frances legt einen schmerzlichen Umweg über einen exotischen Ort zurück, um zur künstlerischen Inspiration zu gelangen. Nein, eine Neuauflage von »Unter der Sonne der Toskana« ist das nicht. 

Der episodisch mäandernde Film versammelt eine rekordverdächtige Anzahl schräger Charaktere, die mit Lust am Fabulieren eingeführt werden. Zunächst einmal macht ihr Freund mit Frances Schluss. Der ist zwar ein ausgemachter Trottel. Trotzdem tut so etwas weh. Aus ihrer künstlerischen Perspektive »malt« Frances diesen selbstverliebten Typen für uns auf die Kinoleinwand. Und zwar als »Mischung zwischen Rembrandt und einem Marine«. Nicht minder lakonisch beschreibt Frances als Off-Erzählerin auch ihren Vater. Er leidet darunter, dass er mehr Handwerker als Künstler ist. Mit seinen akribisch ausgeführten wissenschaftlichen Illustrationen erklärt er in Schulbüchern »den Unterschied zwischen Schleim und Spucke«.

Im Gegensatz zu einem konventionellen Frauenfilm spielt die obligatorische Liebesgeschichte nicht die zentrale Rolle. Die Romanze mit Yasha (Alex Sharp), einem Exilrussen, der den letzten Willen seines Vaters nach einer Wikingerbestattung erfüllt, verleiht dem Film nur einen Farbtupfer mehr. Mit einem Hauch von Alltagssurrealismus fängt der Film schließlich jene Inspiration ein, die Frances' Leben mit Sinn erfüllt. Die Schlüsselfunktion übernimmt dabei eine banale Milchtüte im Supermarkt. Als Frances die Packung aus dem Regal nimmt, blickt sie durch die frei gewordene Lücke in das Gesicht einer blonden Frau, die im angrenzenden Kühlhaus arbeitet. Die Augen dieser bodenständigen Walküre erweisen sich als Tür in eine andere Welt, die Frances mit ihrem Pinsel auf die Leinwand bringt.

Wer eine Antenne hat für diese verschrobene Poesie, wird dieses buchstäblich unterkühlte Feelgoodmovie mit Gillian Anderson in einer Nebenrolle mögen. Man sieht es dem Film nicht an, dass er von einem deutschen Regisseur realisiert wurde, der neben der Roche-Adaption »Feuchtgebiete« auch »Tatort«-Krimis inszenierte. David Wnendt gelingt eine nordische Reise ins Licht. Allein schon die in Gelborange erstrahlende Scheune, die Frances anmalen muss, ist ein echter Hingucker.

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