Kritik zu Spider-Man: Across the Spider-Verse

© Sony Pictures

Von allem zu viel: Der neue Film über all die Spider-Wesen dieser Welt geht in alle Richtungen einen Schritt weiter – mit großartiger, überwältigender Wirkung

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Die Idee der multiplen Parallelwelten hat in den Filmen der letzten Jahre auf eine Weise um sich gegriffen, die bereits Ermüdung erzeugt. Als Zuschauer glaubt man sich den Helden und Heldinnen gleich schon weit überlegen, wenn sie wieder ihre Superkräfte nutzen wollen, um Tragisches zu verhindern – wir wissen, das hat Konsequenzen, die im besten Fall sehr unübersichtlich werden.

Der beste Fall ist dabei ein Film wie »Spider-Man: Across the Spider-Verse«, der, schon in den Comicvorlagen angelegt, die Multiverse-Idee ja zum Ursprung hat. Der erste Film, »Spider-Man: Into the Spider-Verse« von 2018 belegte, wie frisch die eigentlich alte Idee erscheinen kann, wenn damit nicht nur der Plot vor sich hergetrieben wird, sondern neben der Präsentation von Figuren wie »Spider-Man Noir« und »Spider-Ham« (!) verschiedene Zeichenstile zum Einsatz kommen und ein Stück Reflexion auf Comic-Book-Geschichte als solche stattfindet.

Die Fortsetzung findet tatsächlich Wege, die Idee noch zu steigern. Nicht nur in der Anzahl der Spider-Man-Variationen, sondern in der Metaerzählung, die die Parallel-Welten miteinander verbindet. Es ist von allem zu viel auf allen Ebenen: Teilweise sind die einzelnen Bilder so vollgepackt mit Figuren, aufpoppenden Sprechblasen und Hintergrunddetails, dass man sich aus dem Kino aufs heimische Sofa wünscht, wo man auf »Pause« drücken könnte, um das alles eingehend zu studieren.

Die Handlung dient mehr als Initiation ins Genre denn als Wegführung durch den Film: Er beginnt mit Teenager Gwen, die in ihrer Welt die Spider-Woman ist und darunter leidet, ihrem Polizisten-Vater nichts von ihrem Doppelleben erzählen zu können. Ein Problem, das Miles, der Latino-Spider-Man und Held des ersten Films, sehr gut nachvollziehen kann, geht es ihm mit seinen Eltern doch ähnlich. Während er in seiner Identität als Schüler darum kämpft, sich die Aussichten fürs College nicht zu verbauen, bekommt er es als Spider-Man mit einer Kreatur namens »Spot« zu tun. Was wie ein Gag beginnt – Spot, ein aus Schwarzen Löchern bestehendes Wesen, das in jede Materie eindringen kann, versucht vergeblich, einen Geldautomaten auszurauben –, wächst sich schon bald zur Bedrohung nicht nur für die eine Welt, sondern fürs große Ganze aus. Gwen und Miles müssen sich zusammentun und jagen fortan durch die Universen, umgeben von Spider-Wesen aus allen Winkeln der Popkultur: Da gibt es eine Bollywood-Variante in »Mumbaihattan«, voll guter Laune, mit tollen Bauchmuskeln und noch tolleren Haaren, da gibt es eine schwangere Motorradbraut namens Jessica Drew mit prächtiger Afrofrisur, unzählige Peter Parkers kommen und gehen und ein Spider-Punk bringt als waschechter Zyniker sogar die Philosophie ins Spiel. Das alles ist, wie gesagt, gezeichnet und animiert in einer Vielfalt von Stilen, die das Universum der Animation selbst auffächert. Und dann endet es noch mit einem Cliffhänger. »Beyond the Spider-Verse« ist für März 2024 angekündigt.

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