Kritik zu Something in the Dirt
Die Independent-Filmemacher Justin Benson und Aaron Moorhead spielen sich diesmal selbst als zwei Freunde, die beim Filmen übernatürlich scheinender Phänomene in die Welt obskurer Verschwörungstheorien geraten
Die Qualität von Independent-Filmen mit geringem Budget hängt oftmals davon ab, wie kreativ die handelnden Personen mit den wenigen verfügbaren Mitteln umgehen. Dass Justin Benson und Aaron Moorhead diese Kunst beherrschen, haben sie mit klugen Genrefilmen wie Spring oder The Endless bewiesen. Zuletzt konnten sie bei Synchronic sogar mit Hollywoodgrößen wie Jamie Dornan arbeiten. Bei »Something in the Dirt« sind die Möglichkeiten wieder etwas geringer. Unterstützt von einem kleinen Team übernehmen Benson und Moorhead wie gewohnt von Regie über Drehbuch bis zum Schnitt alle Aufgaben selbst und spielen dieses Mal sogar auch die Hauptrollen.
Handlungsort ist ein Wohnkomplex, in dem die Nachbarn Levi (Benson) und John (Moorhead) aufeinandertreffen. Bei einem gemeinsamen Bierabend beginnt Levis Aschenbecher auf einmal zu schweben und zu leuchten. Levi und John beschließen, die übernatürliche Erscheinung zu dokumentieren, in der Hoffnung mit dem Material Profit machen zu können. Ausgerüstet mit einem Set an Amateurkameras warten sie auf weitere, dann auch folgende Beispiele für das Phänomen und fangen an, über den möglichen Ursprung zu philosophieren. Mit der Zeit bringen sie weitere Ereignisse damit in Verbindung und rutschen immer weiter hinein in die Welt obskurer Verschwörungstheorien.
Im Abspann ist der Film »Dem Filmemachen mit Freunden« gewidmet. Für Benson und Moorhead bedeutet dies offenbar, einfach alles umzusetzen, was einem in den Sinn kommt und technisch möglich ist: Licht- und Feuereffekte, skurrile Kostüme, dazu rasend schnell aneinandergeschnittene Bilder: Genutzt werden verwackelte, teils verwaschene Aufnahmen von Amateurkameras ebenso wie hochwertig abgefilmte Los-Angeles-Aufnahmen; Fotoabzüge werden eingeblendet und unzählige Ausschnitte aus alten Familienvideos, Dokumentationen und Filmklassikern. Wie es Benson und Moorhead gelingt, aus den im Grunde banalen Ereignissen Horror und Science-Fiction zu kreieren, wie sie Elemente wie Found Footage nutzen und dann wieder aufbrechen, ist höchst faszinierend.
Die unzähligen teils aus dem Internet zusammengesammelten Filmausschnitte wirken dabei wie eine Parodie auf die dort häufig zu findenden Verschwörungsmythen. Für eine tiefergehende Beschäftigung mit der Anziehungskraft solcher Theorien ist der Film aber etwas zu verspielt und überladen. Die in ihren Rollen überzeugenden Benson und Moorhead verleihen ihren Figuren immer wieder emotionale Momente, bei denen Einsamkeit und Überforderung deutlich werden, aber auch hier ist für eine echte Auseinandersetzung zu wenig Platz. Die Momente verlieren sich in der Hektik der Schnitte, und die Möglichkeit, sich ganz auf die beiden Charaktere zu konzentrieren, wird zugunsten von Pseudointerviews mit vermeintlichen Experten für mysteriöse Phänomene aufgegeben. Am Ende scheint die Lust am Spiel mit unterschiedlichsten Filmelementen fast zu groß.
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