Kritik zu Sisters
Eine Teeniepartykomödie mit erwachsenen Frauen in den Hauptrollen: Tina Fey und Amy Poehler spielen Schwestern
Wenn im Kino eine Party steigt, weil die Eltern aus dem Haus sind und die Kinder ihre Chance auf eine sturmfreie Bude wittern, dann kann man davon ausgehen, dass irgendetwas gehörig schiefgehen wird. Man kennt diesen Plot zur Genüge. Gemeinhin verlangt er nach Schülern als Protagonisten, für die sich eine solche Feier gerne mal als fester Bestandteil des Erwachsenwerdens präsentiert. Zuletzt allerdings fand man in Hollywood auch Gefallen an Variationen, in denen erwachsene Männer von Will Ferrell über Seth Rogen bis Jonah Hill noch mal das Highschool- oder College-Kid in sich entdecken und ordentlich die Sau rauslassen durften.»Sisters« schraubt nun die Sache noch mal weiter – und bedient Teeniekomödienmuster mit Frauen um die 40 im Zentrum.
Die Schwestern Maura (Amy Poehler) und Kate (Tina Fey) werden von ihren Eltern (James Brolin, Dianne Wiest) mit der Nachricht überrumpelt, dass das Haus ihrer Kindheit verkauft wird. Empört beschließen die beiden, nicht nur in alten Fundstücken ihrer Jugend zu wühlen, sondern die Uhr gleich ganz zurückzudrehen. Weil Maura zu Schulzeiten eher die brave Streberin war und als geschiedene Krankenschwester auch heute noch selten über die Stränge schlägt, nimmt Kate – noch immer ganz die chaotisch-unzuverlässige Partynudel – es in die Hand, die ultimative Fete zu organisieren. Eingeladen wird neben sämtlichen auf Facebook zu findenden alten Mitschülern vom niedlichen neuen Nachbarn (Ike Barinholtz) bis hin zur Nagelstylistin jeder, der ihren Weg kreuzt. Außer Kates Erzfeindin Brinda (wie immer eine Klasse für sich: Maya Rudolph). Und anders als früher ist es dieses Mal Maura, die sich hemmungslos gehen lassen darf, während Kate verspricht, die nüchterne Vernünftige zu sein, die alles im Blick behält.
Dass natürlich trotz oder gerade wegen dieser Aufsicht die Party gehörig aus dem Ruder läuft, versteht sich von selbst, und »Sisters« hakt gewissenhaft die Versatzstücke ab, die es dazu braucht, vom unangemeldeten Auftauchen der eifersüchtigen Brinda bis hin zu großen Mengen unwissend eingenommener Drogen. Auch die analfixierte Schenkelklopferdeftigkeit, die in US-Komödien derzeit an der Tagesordnung ist, kommt ins Spiel, wenn der nette Traummann von nebenan beim Sex im Kinderzimmer Popo voraus auf der alten Ballerina-Spieluhr landet. Ausgerechnet diese Momente sind die fadesten in diesem Film, was sicherlich auch damit zu tun hat, dass Regisseur Jason Moore (»Pitch Perfect«) eher solider Handwerker ist, als mit innovativen Ideen zu punkten. Glücklicherweise hat Drehbuchautorin Paula Pell, die in den letzten 20 Jahren an über 300 Folgen »Saturday Night Live« mitwirkte, ihr Skript den Freundinnen Fey und Poehler quasi auf den Leib geschrieben. Die beiden gelten seit »SNL« und den gemeinsamen Golden-Globe-Moderationen als Comedy-Dreamteam und brillieren auch hier, mit sichtbarer Freude an den absurderen Momenten und abseitigeren Dialogen zwischen Nagelstudio und Tanzfläche. Doch die Genialität ihrer jeweiligen TV-Serien »30 Rock« und »Parks and Recreation« erreicht »Sisters« leider nie.
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