Kritik zu Pitch Perfect
Und jetzt alle: Kinodebütant Jason Moore trifft mit einer ebenso rasanten wie intelligenten A-Cappella-Komödie den richtigen Ton
Filme mag sie nicht, die junge Beca (Anna Kendrick): die seien alle so vorhersehbar, dass sie immer schon vor dem Ende einschlafe. So verpufft erst einmal ein weiterer Annäherungsversuch ihres Kommilitonen Jesse (Skylar Astin), der die spröde Studentin mit schöner Beharrlichkeit umwirbt. Dabei weiß er den DVD-Stapel mit Klassikern wie Der weisse Hai, Rocky und Breakfast Club durchaus überzeugend anzupreisen – es ist halt nur noch nicht der richtige Moment gekommen, um dem verschlossenen Mädchen, das nur Musik im Kopf hat, die Augen zu öffnen.
An die Komödien-Meilensteine von John Hughes erinnert Pitch Perfect schon, bevor zum ersten Mal vom Breakfast Club die Rede ist. Hughes brachte seinerzeit das jugendliche Lebensgefühl der 80er Jahre auf den Punkt; dabei lud er seine Filme so gekonnt mit Anarchie und Wortwitz auf, dass sie gelegentlich wie die Antwort auf die absurd-wahrhaftigen Späße eines Preston Sturges wirkten. Pitch Perfect beteiligt sich nicht bloß an den Eighties-Reminiszenzen, wie sie derzeit in Hollywood en vogue sind. Moore und seine Autorin Kay Cannon (»30 Rock«) schaffen es vielmehr, mit einer wunderbaren Mischung aus Stilisierung, Überzeichnung und warmherziger Charakterisierung die zeitgenössische Antwort auf Hughes zu geben.
Dass Vorhersehbarkeit kein Kriterium ist,nach dem man Filme bewerten sollte, demonstrieren sie dabei gleich mit. Ihre Story überträgt schlichtweg die Regeln des Sportfilms auf die Welt des College-A-cappella. Erzählt wird – mit all den üblichen Aufs und Abs – die Geschichte des Underdog-Teams, das zunächst am Boden liegt, sich neu rekrutieren muss, langsam besser wird und schließlich im Finale auf den überlegenen Angstgegner trifft. Beca kommt dabei die Schlüsselrolle zu: Zunächst schließt sie sich nur widerwillig den »Bellas« an, denn eigentlich will sie weder singen noch studieren, sondern nach L.A. gehen und Musik produzieren. Doch die Samplers, die sie fortwährend an ihrem Laptop mixt, werden zum neuen Stilprinzip des Chors.
Das Geheimnis von Pitch Perfect ist die milde Selbstironie, mit der sich der Film allem nähert – seinem riesigen Figurenensemble genauso wie dem College-Alltag, den Geschlechterklischees und dem aktuellen A-cappella-Trend. Alles wird mit heiterer Übertreibung in Szene gesetzt, vom rasant montierten Vorsingen bis zu den schlagfertigen Scharmützeln zwischen den Konkurrenten, vom Zickenalarm bei den »Bellas« bis zu den nerdigen Stilexzessen der Boygroups.
Ungeheuer dicht und wahnwitzig schnell ist das alles erzählt; Punktabzüge gibt es nur für die eine oder andere derbe Entgleisung und für das zweifelhafte Casting, denn eigentlich sind die meisten Darsteller zu alt für ihre Rollen. Schön aber ist, wie die Figuren nach und nach Konturen gewinnen, wie allmählich ein Kosmos entsteht, in dem es um große Gefühle und wahre Solidarität gehen darf. Irgendwann schaut sich Beca dann auch den Breakfast Club bis zum Ende an – zu Tränen gerührt von den tieferen Wahrheiten, die unter der komödiantischen Oberfläche zum Vorschein kommen.
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