Kritik zu Shaun of the Dead
Eine sehr englische Komödie mit Zombies
Wenn es so etwas wie einen liebenswürdigen Zombiefilm gibt, dann ist es »Shaun of the Dead«. Die gut besetzte und nett gemachte Produktion der »Working Title«-Unterfirma WT2 (»Billy Elliot«, »The Calcium Kid«) ist in Handlung und Motiven zwar ein klassischer Beitrag zu dem neuerdings wieder populären Sub-Sub-Genre des Horrorfilms. Sie lässt sich aber auch im Zusammenhang mit dem typisch englischen Phänomen des laddism betrachten, mit diesen Nick-Hornby-Büchern und Hugh-Grant-Komödien, in denen nie erwachsen gewordene Männer in Pubs herumhängen und über Musik oder Fußball reden.
Shaun ist auch so einer: ein planloser Endzwanziger, der auf die Pflege seiner Plattensammlung mehr Mühe verwendet als auf die seiner Beziehung. Korrekterweise müsste man sagen: die Beziehung zu seiner Freundin Liz. Denn mit seinem alten Kumpel Ed, der sozial noch dysfunktionaler ist, verbringt Shaun ziemlich viel Zeit. Das Ende seiner kleinen Lad-Existenz, deren Zentrum die Eckkneipe »Winchester« bildet, fällt zusammen mit dem Ende der Welt, wie wir sie kennen. Eines Sonntagmorgens wacht Shaun als Single auf – und London ist von Untoten bevölkert. Was dann kommt, ist die wohl komischste Szene eines insgesamt sehr komischen Films: Völlig verkatert schleicht Shaun zum Lädchen um die Ecke – ohne zu bemerken, wie seltsam sich die Leute um ihn herum benehmen.
Womit das Prinzip von »Shaun of the Dead« eigentlich benannt ist. Die Figur des modernen Zombies hat sich im Laufe dreier Jahrzehnte so nachhaltig in der Popkultur verbreitet, dass ihr Auftreten keine große Aufregung mehr auslöst. Das Shaun-Team schlägt, da erinnert das Unternehmen manchmal an Peter Jacksons »Braindead«, komische Funken denn auch vor allem aus dem Pragmatismus, mit dem der Protagonist und eine zusammengewürfelte Gruppe von Partisanen – darunter Ed, Liz und Shauns rührend tapfere Mutter – der Bedrohung begegnen. Einmal versuchen die Freunde im Garten einen Zombie durch Schallplatten-Würfe zu stoppen: »Purple Rain.« – »No.« – »Sign o' the Times.« – »Definitely not.« – »The Batman soundtrack?« – »Throw it.« Und bevor sie das »Winchester« besetzen – das Äquivalent zur Shopping-Mall von »Dawn of the Dead«, einer dieser Orte, die im Leben der zombifizierten Opfer der Konsumgesellschaft »mal etwas bedeutet haben« – müssen Shauns Leute, angeleitet von einer Schauspiellehrerin, lernen, den wankenden Gang und das hohle Stöhnen der Untoten zu imitieren.
Inszeniert ist das alles flott, smart und mit viel Bildwitz. Geschickt eingesetzte fast cuts, kleine Schnittgewitter, raffen und beschleunigen die Handlung; eine Szenenfolge entwickelt mehrere mögliche Rettungsvarianten im Zeitraffer (leider funktioniert keine), gefälschte Medien-Footage sorgt für Extra-Ironie. Und am Ende löst sich das Spiel in einer abgeklärten Persiflage auf »Night of the Living Dead« auf. Abgeklärt, weil hier zum ersten Mal gesagt wird, dass der Zombie nicht mehr aus unserem Leben verschwinden wird – und es deshalb gut wäre, einen Weg zu seinem Herzen zu finden. Wie gesagt, ein liebenswürdiger Film, dieser Shaun.
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