Kritik zu Scream 4
Alles wie gehabt, samt Metaebene und Anspielungen auf andere Horrorfilme: Sidney, nun erfolgreiche Autorin von Selbsthilfebüchern, bekommt Besuch vom Ghostface-Killer
Am Anfang klingelt wieder das Telefon bei einer jungen Frau, wieder ist eine unheimlich klingende Stimme am anderen Ende der Leitung. Diesmal allerdings erweist sich das Ganze als Film im Film, eine der Fortsetzungen von »Stab«, der (fiktiven) Filmreihe, die von den Morden im »Scream«-Franchise inspiriert wurde. Film-im-Film, das ist inzwischen allzu vertraut, also setzt »Scream 4« dem noch eins drauf.
Das verspricht ein Mehr gegenüber der ursprünglichen Trilogie, die zwischen 1996 und 2000 den Teenhorrorfilm revitalisierte, indem sie ihm eine Metaebene hinzufügte: Die Figuren kennen die Regeln des Slasherfilms und glauben, wenn sie sich danach verhalten, könne ihnen nichts passieren. Es waren Filme für Nerds, angefüllt mit Verweisen auf andere neuere Horrorfilme (besonders natürlich auf die ebenfalls von Wes Craven initiierte »Nightmare on Elm Street«-Reihe).
Auch in »Scream 4« wimmelt es wieder von Geeks, man debattiert die umstrittenen Verdienste der »Saw«-Reihe und lobt die britische Zombie-Komödie »Shaun of the Dead«, während der Killer selber Nachhilfeunterricht in Sachen Psychopathen-Klassiker gibt und Michael Powells »Peeping Tom« als denjenigen Film identifiziert, in dem der Zuschauer erstmals das Geschehen durch die Augen des Killers wahrnahm.
Die Handlung setzt auf das Offensichtliche: Zehn Jahre nach den Ereignissen im letzten Film macht erneut ein Killer im Ghostface-Outfit die Kleinstadt Woodsboro unsicher und schlachtet gleich zu Beginn zwei junge Frauen ab. Abgesehen hat er es aber vor allem auf Gale, die einstige Journalistin, die in einem halben Dutzend von (zudem erfolgreich verfilmten) »Stab«-Romanen die damaligen Ereignisse kommerziell verwertet hat, und auf Sidney Prescott, die das Trauma von damals in (ebenfalls erfolgreichen) Selbsthilfebüchern verarbeitet hat. Der letzte Halt in ihrer Promo-Tour ist publikumswirksam natürlich Woodsboro. Dort gibt es die üblichen Verdächtigen, wie eine übereifrige Nachwuchspolizistin, die ihren Chef mit Selbstgebackenem verwöhnt, und einen ebenso machohaften wie penetranten Exfreund der Nichte von Sidney. Es gibt auch die neueste Technologie: Handys und eine Webcam, die ein Nachwuchsreporter an seinem Kopf trägt, sorgen dafür, dass die Geschehnisse unmittelbar im Netz zu sehen sind.
Einmal fällt im Dialog das modische Wort »reboot« – aber »Scream 4« ist doch eher eine Fortsetzung. Es sind dieselben Leute verantwortlich wie einst: Regisseur Wes Craven und Autor Kevin Williamson (plus, als Koautor, Ehren Kruger, der auch »Scream 3« schrieb). Auch Neve Campbell, David Arquette und Courteney Cox sorgen als Darsteller für Kontinuität. Ihnen werden jüngere Schauspieler (im Alter der Zielgruppe) an die Seite gestellt. Am Ende hat man den Eindruck, nicht mehr als eine schlichte Neuauflage gesehen zu haben.
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