Kritik zu Schwesterlein
Nina Hoss und Lars Eidinger spielen ein Geschwisterpaar im deutschen Theaterbetrieb in tragischer Verstrickung und Ähnlichkeiten mit realen Figuren sind mehr als beabsichtigt
Ein Schauspieler, der begehrt wird«, schleudert Lisa (Nina Hoss) ihrem Freund, dem Regisseur David (Thomas Ostermeier), entgegen, »ist ein lebendiger Schauspieler. Wenn du ihm das nimmst, tötest du ihn schneller als irgendeine Krankheit.« Lisa kämpft für ihren Zwillingsbruder Sven (Lars Eidinger). Sie spendet Rückenmark, um mit ihm gegen die Leukämie anzugehen, sie will ihm einen neuen Bühnentriumph als Hamlet verschaffen und holt ihn, als er zu zerbrechen droht, zu sich in die Schweiz. Dort leitet ihr Mann ein internationales Eliteinternat.
Gemeinsam sind Lisa und Sven in die Welt des Theaters getreten, doch während er auf der Bühne Karriere gemacht hat, ist sie als Autorin verstummt, zweifache Mutter geworden und mit ihrer Familie in die Schweiz gegangen. Auf Zeit, so die Verabredung mit ihrem Mann, der ebenso ehrgeizig ist wie ihr Bruder. Das Leben ist zwischen dieses Zwillingspaar getreten und nun kommt in Gestalt der Krebserkrankung auch noch der Tod dazu. Beides will Lisa nicht wahrhaben, sie bricht in wilde Raserei aus, als ihr Mann ohne sie zu informieren den Vertrag an der Schule verlängert, und beschimpft ihren Freund David, als dieser den »Hamlet« absetzt, weil er fürchtet, Sven werde die Inszenierung nicht überstehen. Sie kämpft denselben aussichtslosen Kampf wie ihr Bruder, nur auf anderen Ebenen. Und dass sich ihre gemeinsame Mutter (Marthe Keller) völlig raushalten will, macht das Ganze auch nicht besser.
Nur auf den ersten Blick ist »Schwesterlein« ein Krebsdrama. Krebs betrifft als Krankheit jeden gleich, der Konflikt muss auf einer anderen Ebene ausgetragen werden. Hier ist es das Theater mit seinen Eitelkeiten, mit dem Starkult und der jahrhundertealten Tradition. Dass Lisa ausgerechnet eine Adaption des Märchens von Hänsel und Gretel schreiben will, um den abgesetzten Dänenkönig durch eine Geschwisterliebe zu ersetzen, ist noch das Kleinste in diesem von Familienklischees durchzogenen Film.
Dem Titel zum Trotz liegt der Fokus des Films auf Lars Eidingers Figur, feiert den Schauspieler aber weit über die Grenzen der Fiktion hinaus. Wie seine an Krebs erkrankte Figur hat Eidinger den Hamlet 357 Mal an der Berliner Schaubühne gespielt. Regie zu diesem großen Erfolg führte Thomas Ostermeier, der im Film zwar David heißt, aber trotzdem sich selbst spielt. Die Schaubühne selbst wird zur Plattform der Selbstbespiegelung: Die Bilder im Foyer stammen nicht aus dem Film, sondern ebenso wie das Kostüm aus der realen Inszenierung. Und dass jede kritische Auseinandersetzung mit dem Theaterbetrieb hier so bezeichnend fehlt, macht den Film nicht poetischer.
Obwohl von Eidinger in den Hintergrund gedrängt, ist es doch Nina Hoss, die den Film trägt. Ähnlich wie in »Anonyma«, »Barbara« oder »Rückkehr nach Montauk« bindet sie die Aufmerksamkeit mit ihrem feinen Gespür für leise wie laute Töne. Ihre unnachgiebig kämpferische Haltung führt sie nicht ins Chargieren, ebenso wenig wie die Innigkeit mit ihrem Bruder Sven. So rettet sie den Film vor dem Abgleiten in darstellerische Eitelkeiten.
Kommentare
Kurzkritik
L. Eidinger und N. Hoss würde man nicht mal ein Geschwisterpaar äußerlich abnehmen. Ein Zwillingspaar - zweieig - schon gar nicht. Warum Eidinger seinr Figur mit albernen Perücken und lackierten Fingernägeln garnieren muß, bleibt ein Geheimnis der Regie.
Einzig das diffizile Spiel von N. Hoss macht den Film sehenswert. Der Plot ist teilweise nicht nachvollziehbar. Das Ende wiederum überzeugt .
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