Kritik zu The Rocker
»Old Soldiers Never Die« – und im Rock'n'Roll schon gar nicht. Von einem, der seinen Traum mit zwanzig Jahren Verspätung verwirklichen kann, erzählt die Komödie von Peter Cattaneo
Der Ruhm war zum Greifen nahe: ein Plattenvertrag winkte und dazu ein Auftritt im Vorprogramm von Iron Maiden. Da konnten die Mitglieder der Hardrockcombo »Vesuvius« nicht Nein sagen – selbst wenn sie dafür ihren Drummer opfern mussten. Und das nicht etwa aus musikalischen Gründen, sondern um dem Verwandten des Labelbosses einen Gefallen zu tun.
Zwanzig Jahre später ist »Vesuvius« immer noch auf Erfolgskurs, während Robert »Fish« Fishman sein Geld in einem Callcenter verdient. Zumindest so lange, bis er einem Kollegen an die Gurgel geht, der ihm unbedingt die neue »Vesuvius«-CD vorspielen will. Gleich danach gibt ihm seine Freundin den Laufpass. Was bedeutet, dass er bei seiner Schwester unterkommen muss. Ein temporäres Quartier auf dem Dachboden ist alles, was die resolute Verwandte anbietet, verbunden mit dem Wunsch, er möge doch bitte bald wieder verschwinden.
Allerdings hat sie auch einen dicklichen Sohn, Matt, der in einer Band spielt. Nicht, dass »Fish« so etwas beeindrucken würde. Aber dann verliert die Band plötzlich ihren Drummer, der Auftritt beim Abschlussball ist gefährdet und »Fish« sieht sich bei seiner Familienehre gepackt.
Setzt sich Qualität in der Musik immer durch? Natürlich nicht, und auch »A.D.D.« (so der Name der Nachwuchsband) wird erst populär, als Matts kleine Schwester eine Probe der Band ins Internet stellt, in der ihr Onkel nackt sein Schlagzeug bearbeitet. »Fish« ist beileibe kein Exhibitionist, er musste nach dem Rausschmiss durch seine Schwester nur in eine Unterkunft einziehen, die vollkommen überheizt ist. »A.D.D.« macht also Karriere, auch wenn Gitarrist und Songschreiber Curtis und Bassistin Amelia zu ernsthaft sind, um etwas für das Rock'n'Roll-Leben übrig zu haben, im Gegensatz zu Matt, der dadurch endlich eine Frau kennenzulernen hofft, von »Fish« ganz zu schweigen, der den unbändigen Drang hat, nachzuholen, was er vor 20 Jahren versäumte, einschließlich einen Fernseher aus dem Hotelfenster zu werfen. Natürlich haben Fishs Schwester und Curtis' Mutter recht, wenn sie kritisieren, dass er nicht erwachsen werden wolle, aber so wie der Film die Energie zeigt, die mit der Musik verbunden ist, kann man diesen Mann sehr gut verstehen.
»The Rocker« setzt auf das Muster der Wiederholung, wenn sich das einstige Drama noch einmal zu ereignen droht, »Fish« und die Band plötzlich getrennte Wege gehen. Natürlich kommt es am Ende doch noch zur Konfrontation von »Fish« mit seinen einstigen Bandkollegen. Der Film findet eine naheliegende, aber dennoch schöne Lösung, bei der die Erfolgscombo plötzlich alt aussieht und dem Nachwuchs der verdiente Ruhm zufällt. Dabei fällt auch noch ein schöner Insider-Witz ab, wenn die Rolle des jetzigen Drummers der Band Vesuvius mit Pete Best besetzt wird. Der wird sich die Frage »Was wäre, wenn?« sicherlich auch jahre- oder gar jahrzehntelang gestellt haben, schließlich war er der erste Drummer der Beatles, der dann durch Ringo Starr ersetzt wurde.
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