Kritik zu Reif für die Insel

© Happy Entertainment

In dieser französischen Feelgood-Komödie machen zwei wiedergefundene ­Freundinnen Urlaub auf einer griechischen Insel und entdecken, zwischen Streit und »carpe diem«, alte Gemeinsamkeiten

Bewertung: 3
Leserbewertung
0
Noch keine Bewertungen vorhanden

Ein Musikstück bildet die kürzeste Leitung zur Wiedererweckung schöner Erinnerungen. Und so beginnen Blandines Augen zu leuchten, als sie auf eine alte CD mit einer Widmung einer Freundin aus Teeniezeiten stößt. Ihr Sohn Benji arrangiert kurzerhand ein Treffen seiner depressiven Mutter mit jener legendär quirligen Magali. Anschließend bringt er die entsetzte Blandine dazu, Magali an seiner statt auf den geplanten Griechenlandurlaub mitzunehmen. Der Trip wird für die an ihrer Scheidung leidende Mittvierzigerin zu einer Art Schocktherapie.

Ungeachtet des lahmen Titels bietet diese weibliche Buddy-Komödie hübsche Überraschungen. Schön ist etwa die Idee eines Kultfilms als Handlungsfaden. Das Taucherepos »Im Rausch der Tiefe« und der Trance-Soundtrack, zu dem das Teenieduo einst kiffte, dient noch Jahrzehnte später als Sehnsuchtsort. So will Blandine auf der Kykladeninsel Amorgos, dem Drehort von Luc Bessons Film, urlauben. 

Magali ist vollends im Lebensgefühl der späten Achtziger hängen geblieben. Sie mache was mit Musikjournalismus, behauptet sie. Die Discopop-CDs, mit denen sie unterwegs ihre Umgebung zum Tanzen bringt, beweisen vorzüglichen Geschmack. Durch den dreisten Versuch der abgebrannten Lebenskünstlerin, sich billig durchzuwursteln, gerät der Weg zum Ziel. Bei unfreiwilligen Zwischenstopps von einem Kykladeneiland zum nächsten ergreift sie jede Chance, um sich mit Wein, Mann und Gesang zu vergnügen, die Spaßbremse Blandine hinter sich herziehend.

Marc Fitoussi hatte in seiner Komödie »Copacabana« (2010) mit einer leichtlebigen Mutter und ihrer stockbürgerlichen Tochter bereits ein ähnliches Gegensatzpaar entworfen. Schwungvoll verhaken sich zwei Charaktere ineinander, die den Grille-Ameise-Gegensatz aus La Fontaines Fabel verkörpern. Blandine – Olivia Côte mit Jack-Lemmon-hafter Kummermiene – ist brav, gehemmt, organisiert und zuverlässig. Laure Calamy spielt die extrovertierte Bohemienne, die es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, Stimmungskanone und Nervensäge zugleich. Trotz ihrer Desperado-Anmutung fällt Magali stets auf die Füße. Die eine tanzt, die andere sorgt sich. Anders als die Grille in der Fabel aber ist Magali in Notsituationen keine Jammerliese. Ihr frenetischer Hedonismus erweist sich letztlich als Vorwärtsverteidigung, während Blandine in Selbstmitleid und Groll feststeckt. Sind die Heldinnen nur ganz leicht karikaturhaft, so erweist sich eine dritte, Inselkünstlerin Bijou, als schlimmes Klischee. Und doch macht es Spaß, Kristin Scott Thomas als frei schwebenden Edel­hippie zu erleben. Der Baufehler des Films ist ein anderer: Nie wird glaubhaft, wie die beiden so gegensätzlichen Frauen Freundinnen werden konnten. Unterhaltsam ist diese lebhafte Feelgood-Komödie aber dennoch.

Meinung zum Thema

Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns

Mit dieser Frage versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt