Kritik zu Queen of Katwe
Mira Nair verfilmt die Lebensgeschichte des Schachwunderkinds Phiona Mutesi, die aus ärmsten Verhältnissen stammend internationale Titel eroberte
Nirgendwo liegt der Verlauf von wahrer Geschichte und klischeebeladenem Filmplot so nah beieinander wie im Subgenre des »Wunderkindfilms«. Von den Umständen sozialer Benachteiligung über den Einsatz des rettenden Mentors, den sich sträubenden und dann stolzen Eltern bis zum schlussendlichen Triumph scheint so gesehen auch ein frisches und ungewöhnliches Schicksal wie das von Phiona Mutesi aus Uganda einem bereits mehrfach verfilmten Drehbuch zu folgen. Allerdings gehört es zu den Stärken der indisch-amerikanischen Regisseurin Mira Nair, dass sie in »Queen of Katwe« von den ersten Bildern an versucht, Phionas Lebensgeschichte ihre konkrete Verortung zu belassen. Phiona nämlich stammt aus Katwe, einem sehr armen Stadtviertel von Kampala, der Hauptstadt Ugandas, und dort (und in Johannesburg, Südafrika) hat Nair auch gedreht. In der Lust, mit der Statisten und Laiendarsteller sich hier an den Massenszenen beteiligen, die Phionas Aufwachsen als Maisverkäuferin wiedergeben, transportiert sich denn auch schon gleich der Stolz des ganzen Stadtviertels, einmal sichtbar zu werden für die Welt.
Aufgewachsen ohne Vater und früh von der Schule abgegangen, stolpert Phiona (Madina Nalwanga) zufällig eines Tages in die Schachübungen, die Robert (David Oyelowo) für die Kinder des Viertels veranstaltet. Phiona ist schnell Feuer und Flamme für das Strategiespiel. Als sie die Jungs zu schlagen beginnt, entdeckt man sie als großes Talent. Bei ihrem ersten wichtigen Titelgewinn wird sie eigens für die »Aggressivität« ihres Spiels gelobt, die »in einem Mädchen ein echter Schatz« sei.
David Oyelowo als Mentor und Lupita Nyong'o als Phionas Mutter sind die auf Wiedererkennungswert setzenden Castingcoups dieses von Disney produzierten Films. Beide Stars aber fügen sich auf feine Weise in das vornehmlich junge Ensemble ein und unterstützen vor allem stets ihre Hauptdarstellerin, indem sie ihr einerseits den nötigen Rahmen setzen und ihr andererseits Raum zu Entfaltung lassen. Mit dieser Konzentration auf das junge Mädchen, das mit Intelligenz – und Aggressivität! – seinen Aufstieg macht, wird aus »Queen of Katwe« schließlich doch etwas ganz Besonderes.
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