Kritik zu Putin

© Kinostar Filmverleih

2024
Original-Titel: 
Putin
Filmstart in Deutschland: 
09.01.2025
FSK: 
Ohne Angabe

Das Pseudo-Biopic des polnischen Regisseurs Patryk Vega halluziniert mit einem durch CGI und KI täuschend echt ans wahre Vorbild angenäherten Hauptdarsteller bekannte Fakten aus dem Leben des russischen Präsidenten

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Schuld ist also mal wieder die Kindheit. Weil der kleine Wladimir als Kind von einem Jungen verprügelt wurde, terrorisiert er als erwachsener Putin die halbe Welt. Dieser namenlose Peiniger sucht ihn auch Jahre später noch heim, als teuflischer Geist, und flüstert ihm Befehle zu. »A work of fiction based on fact« verspricht das Plakat, doch mit den Fakten nimmt es der Filmemacher Patryk Vega in seinem Porträt des russischen Präsidenten alles andere als genau. Gleich zu Beginn liegt da einer der mächtigsten Männer der Welt wie ein wimmerndes Häufchen Elend auf dem Boden eines Krankenhauszimmers in seinen eigenen Exkrementen. 

Vega, ein polnischer Bruder im Geiste des rabiaten Trashfilmers Uwe Boll, geht es aber auch nicht um subtile Reflexion oder präzise politische Analyse. Sein »Putin« ist filmischer Exorzismus auf Z-Movie-Niveau. Vegas Gimmick: Er schöpft den Status quo von CGI- und AI-Technologien aus und montiert dem Schauspieler Slawomir Sobala digital Putins Kopf auf. Deep Fake als Entertainment. 

Die Manipulation ist in jedem Moment offensichtlich, die Effekte sind trotz angeblichen 165-Millionen-Dollar-Budgets so trashig wie das Schauspiel. Dabei wird ohnehin kein Klischee ausgelassen. Jelzin schluckt Wodka wie Wasser, der junge Putin beschafft in rauen Mengen Klopapier, das in der Sowjetunion Mangelware ist, und zeigt so früh, dass er das Zeug zum Führer hat. Szenen wie diese sind leidlich komisch. Dafür lässt der Film große Teile des historischen Kontexts vermissen. Nato, Irak, Georgien? Fehlanzeige. Dafür immer wieder der Rückschluss auf die Kindheit, um »in Putins Kopf zu kriechen«.

Visuell sind die überlangen zweieinhalb Stunden mit nervöser Handkamera, Extrem-Zooms auf Gesichter und den digitalen Patina-Bildern eine Zumutung, die ständigen Zeitsprünge in der Handlung willkürlich. Und dann schneidet Vega in seinen Fieberalptraum auch noch reale Kriegsbilder aus Mariupol und anderen ukrainischen Städten. Einen Erkenntnisgewinn sollte man nicht erwarten.

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