Kritik zu Projekt Ballhausplatz

© Real Fiction Filmverleih

2023
Original-Titel: 
Projekt Ballhausplatz
Filmstart in Deutschland: 
18.07.2024
L: 
100 Min
FSK: 
Ohne Angabe

Der österreichische Dokumentarfilmer Kurt Langbein widmet sich der elf Jahre währenden politischen Karriere des Sebastian Kurz

Bewertung: 3
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Am Wiener Ballhausplatz steht neben der Hofburg auch das österreichische Bundeskanzleramt. Während Gerhard Schröder nach seinem legendären »Ich will da rein!« zwei Jahrzehnte warten musste, gelangte der aufstrebende Sebastian Kurz 2017 schon mit 31 Jahren an die Macht im Staat. Das »Projekt Ballhausplatz« war dabei der geheime Schlachtplan, den der damalige Außenminister und seine »Prätorianer« zur Erlangung erst des Parteivorsitzes der ÖVP und dann der Kanzlerschaft ausheckten.

Der gestandene Wiener Journalist und Dokumentarist Kurt Langbein (»Landraub«, 2015) widmet »Aufstieg und Fall des Sebastian Kurz« nun einen Dokumentarfilm, der mit dem Wahlkampf zur Gemeinderatswahl  2010 in Wien beginnt, als Kurz noch Landesobmann der JVP in Wien war. »Politik mit a bisserl a Schmäh« wolle er machen, sagt er damals – und setzt dies unter dem Motto »Schwarz macht geil« mit Bonbons in Form von Kondomen und einem hypermotorisierten »Geilomobil« um. Die Kampagne war ein Reinfall, doch nach kurzer Zeit als Gemeinderatsabgeordneter steigt der smarte Jungpolitiker 2011 zum Staatssekretär für Integration und 2013 zum Außenminister auf. Es folgen zwei Kanzlerschaften und der Absturz mit dem Rücktritt wegen des Verdachts auf Korruption im Oktober 2021.

Langbein erzählt chronologisch mit Zitaten aus Fernsehen und Print, Interviews und Einblendungen der berüchtigten Chats aus dem Umfeld des Anwärters, die vom Kinopublikum sportliches Lesetempo fordern. Hilfreichste Informantin ist die Journalistin Barbara Tóth vom Wiener »Falter«, der maßgeblich an der Aufklärung der Machenschaften beteiligt war. Doch auch andere ehemalige Partner und Kontrahenten erklären plausibel und anschaulich – doch nicht besonders pointiert – das Komplott aus Marketingstrategien, Intrigen und vorausschauender Infiltration der Verwaltung. Das dürfte leider hochaktuell bleiben. Nur die illustrativen Einspieler von Nato-Stacheldraht und Flüchtlings-Trecks hätte sich der Film sparen sollen.

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