Kritik zu Nie wieder Sex mit der Ex
Wenn die Ex und ihr neuer Lover ihre Ferien im gleichen Hotel verbringen: nach »Superbad« und »Beim ersten Mal« kommt nun eine weitere, bittersüße Komödie von der Apatow-Gang in die Kinos
Judd Apatow hat als Regisseur gerade mal zwei Filme in die Kinos gebracht, »Jungfrau, 40, männlich sucht«... und »Beim ersten Mal«. Trotzdem ist sein Name innerhalb kürzester Zeit zum festen Synonym für einen ganz eigenen Komödienstil geworden. Der Grund dafür ist einfach: Apatow hat seit seiner Zeit als Autor, Regisseur und Produzent der unterschätzten Fernsehserie »Freaks and Geeks« (1999) eine ganze Comedy-Clique um sich herum geschart – Freunde, denen er seit seinem eigenen Kinodurchbruch hilft, ihre Ideen als Autoren und Regisseure auf die Leinwand zu bringen. Apatow fungiert dabei als Produzent und man kann davon ausgehen, dass er auch die eine oder andere Drehbuchidee in die Arbeiten einbringt. Allein in den letzten 12 Monaten sind drei Filme aus der Apatow-Factory in die Kinos gekommen, »Superbad«, »Drillbit Taylor« und »Walk Hard«. Seit den Farrelly-Brüdern hat kein Comedy-Team die amerikanische Komödienlandschaft so nachhaltig geprägt, und es ist bezeichnend, dass das Formtief der Farrellys begann (nämlich 2005), als es für Apatow richtig losging – wenngleich der Einfluss der Brüder in vielen seiner Gags unverkennbar ist.
Mit »Forgetting Sarah Marshall« rückt nun der »Freaks-and-Geeks«-Star Jason Segel in den Mittelpunkt. Segel spielt einen ganz und gar durchschnittlichen Typen namens Peter Bretter, der gleich in der ersten Szene von seiner Freundin Sarah, einer überaus attraktiven Fernsehschauspielerin, verlassen wird. Um seinen Kummer zu lindern, genehmigt er sich einen Trip nach Hawaii – wo er ausgerechnet auf seine Ex und deren neuen Freund trifft, den ultracoolen Rockstar Aldous Snow, dem die sexuelle Energie aus jeder Pore zu triefen scheint. Der Rest des Films ist leicht vorhersehbar: Der einsame Tourist Peter gerät in jede Menge unangenehmer Konfrontationen mit Sarah und Aldous, bevor er endlich erkennt, dass die Hotelangestellte Rachel eigentlich viel besser zu ihm passt.
Wenn man so will, bildet der Film den Abschluss einer Trilogie: Ging es in »40-Year-Old-Virgin« um den ersten Sex und in »Beim ersten Mal« um Verantwortung und Elternschaft, so handelt »Forgetting Sarah Marshall« vom letzten Abschnitt im Beziehungsleben – der Trennung. Aber der Reiz liegt diesmal gar nicht so sehr in der Story, sondern vielmehr in den Details, mit denen sie ausgeschmückt wird. Es sind die kleinen, intelligenten Gags am Rande und die durchweg schrullig-liebenswerten Typen, die »Forgetting Sarah Marshall« so sympathisch machen: Jack McBrayer und der großartige Jonah Hill liefern als Supernerds köstliche Mini-Charakterisierungen. Und immer wieder findet der Nicolas Stoller treffende Bilder für die Seelenlage seines Helden, etwa in einer großartigen Gesangseinlage. Der Film mag insgesamt nicht so rund laufen wie »Superbad« oder »Beim ersten Mal«, dennoch gelingt der Apatow-Gang einmal mehr jene ganz eigene Mischung aus Schock und Zärtlichkeit, aus grellen Gags und sanfter Melancholie.
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