Kritik zu Meine erfundene Frau
Adam Sandler als Schönheitschirurg, der seine, von Jennifer Aniston gespielte, langjährige Assistentin als Exfrau ausgibt und dabei ganz neue Seiten an ihr entdeckt: »Die Kaktusblüte« in einer neuen und verjüngten Variante
Sich dazu zu bekennen, Adam-Sandler-Filme zu mögen, kommt ein wenig dem Eingeständnis einer Schwäche gleich: Man möchte dafür weder angegriffen noch verlacht werden. Und die Rede ist hier nicht von den als Filmkunst anerkannten Werken wie »Punch Drunk Love«, sondern von »Happy Gilmore«, »Big Daddy« und »Leg dich nicht mit Zohan an«, Filmen also, die den Kritikern viel Angriffsfläche bieten, deren Reiz aber darin besteht, dass sie sich quasi dem strengen Blick des Lehrers wie ein schlechter Schüler mit gebeugtem Kopf, aber einem verhohlenen Grinsen entziehen. Adam-Sandler-Filme gehören weder ins Reich der Hochkomik von Woody Allen oder Billy Wilder noch in das der innovativen Grobheiten von Sacha Baron Cohen und Judd Apatow. Weder wird man zum Lachen erpresst, noch bleibt es einem im Halse stecken. Den geneigten Zuschauer kann ein Film wie »50 erste Dates« dafür regelrecht glücklich machen.
Dass ausgerechnet Sandler und sein Stammregisseur Dennis Dugan sich an einem Remake der »Kaktusblüte« versuchen, beinhaltet für den Fan deshalb fast schon eine Verheißung. Tatsächlich bietet der in mehreren Bühnenfassungen und Ländern (das französische Original wurde übrigens von Pierre Barillet und Jean-Pierre Grédy verfasst, die auch die Vorlage von François Ozons »Schmuckstück« geschrieben haben) erprobte Stoff ein ideales Handlungsgerüst für Sandlers zotigen Untertreibungshumor. An der Grundkonstellation wurde nichts verändert: Es geht darum, dass hier zwei Erwachsene zusammenkommen, die schon längst ein vertrautes Paar sind. In Gene Saks' Film von 1969 waren das ein grantelnder Walter Matthau und eine erhaben-verschlossene Ingrid Bergman; in der Neufassung sind es ein bestens gelaunter Sandler und eine herrlich spröde Jennifer Aniston. Statt eines Zahnarzts wie Matthau verkörpert Sandler einen Schönheitschirurgen, allerdings einen von der »guten« Sorte: Er ist vor allem mit der Korrektur der Fehler seiner Kollegen beschäftigt. Dem wieder biederer gewordenen Zeitgeist ist wohl geschuldet, dass sein ruchloses Verhalten, mit falschem Ehering die Freundinnen auf Distanz zu halten, in einer etwas langatmig geratenen Einleitung eigens begründet wird.
Dafür kommt der Film richtig in Fahrt, sobald Jennifer Aniston als geschiedene Mutter zweier Kinder mit unfrisierten Haaren, simpler Jeanskleidung und schwärzestem Humor in Erscheinung tritt. »Sie Schwein«, schimpft sie ihren Boss, wenn der von seinen Affären erzählt. Und erträgt im Gegenzug mit der reifen Souveränität einer 40-Jährigen seine Späße über ihr fehlendes Liebesleben. So entspannt sind die beiden dabei, dass man sich als Zuschauer gleich schon besonders wohl fühlt in ihrer Gegenwart – und man den Hindernislauf, den sie bis zum bekannten Ende durchlaufen müssen, fast schon als lästig empfindet. Andererseits sieht der aber eine ganze Reihe großer Gastauftritte wie zum Beispiel von Nicole Kidman vor, und wer wollte das verpassen?
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