Kritik zu Mean Girls: Der Girls Club
Die Adaption vom Musical zum Film von damals: Tina Feys zum Kult gewordener Highschool-Satire der nuller Jahre hat die Neufassung mit Sing- und Tanzeinlagen erstaunlich wenig hinzuzufügen
»Vorsicht bissig!« lautete der Zusatz zum deutschen Titel von »Mean Girls« 2004. Auch wenn man diese Etikettierung weiblicher Gehässigkeit heute als voyeuristisches Stereotyp entlarven möchte, sei gleichzeitig zugestanden, dass das, wodurch sich Mean Girls von den Highschool-Komödien jener Zeit abhob, tatsächlich der bissige Witz seines von Tina Fey verfassten Drehbuchs war. Es lag etwas Smartes und Selbstironisches in den Pointen, die kaltschnäuzig nach allen Seiten austeilten. Die von Lindsay Lohan gespielte Heldin kam am Ende nicht besser weg als die von Rachel McAdams' grandiosem Auftritt in den Ikonenstatus erhobene »Queen Bee« Regina George. Die geächteten Außenseiter durften genauso intrigant sein wie die verachteten »Plastics«. Ob dick, dünn, dumm oder hochbegabt – sie bekamen alle ihr Fett weg.
Bis heute gilt der Film als einer der »zitierfähigsten« seiner Art – »Mittwochs tragen wir pink!« –, weshalb man es Tina Fey kaum verübeln kann, dass sie den Großteil ihrer Pointen Wort für Wort in die 2017 produzierte Musicalfassung übernommen hat, die nun von Samantha Jayne und Arturo Perez Jr. für die Leinwand adaptiert wurde. Leider erweist sich die »Zitierfähigkeit« dabei zumindest für die Kenner als Nachteil: Man hat das Original noch so gut im Ohr, dass die musikalischen Nummern, die nun die vertrauten Szenen und Sätze unterbrechen, geradezu störend wirken. Wie gut einem das Musical gefällt, mag sicher auch davon abhängen, wie sehr man dem Genre im Allgemeinen zugeneigt ist, besonders einprägsam aber erscheint keine der Nummern bzw. Songs. In keinem Moment jedenfalls hat man den Eindruck, dass die Musik etwas Wesentliches zur Handlung oder zur Figurenentwicklung beiträgt. Sie unterstreicht und illustriert das, was man aus der Komödie bereits kennt, was die Sache nicht gerade leichtfüßiger macht.
Die Anpassungen an den Zeitgeist von heute sind rein kosmetischer Natur: Statt aus »Afrika« kommt Heldin Cady (Angourie Rice) nun mit alleinerziehender Mutter aus Kenia. Die klassisch gewordene Sequenz, in der die verschiedenen Schulcliquen vorgestellt wurden, findet sich um alles bereinigt, was identitätspolitisch problematisch empfunden werden könnte: keine »asian nerds«, keine »unfriendly black hotties« und keine »Mädchen, die gar nichts essen« mehr. Was gar kein Verlust sein müsste, wenn dafür irgendeine andere scharfe Beobachtung hinzukäme. Aber das erweist sich als die eigentliche Enttäuschung dieses Remakes: Außer den Sing- und Tanznummern kommt nichts, aber auch gar nichts Neues hinzu.
Schade ist das vor allem deshalb, weil Reneé Rapp als die neue Regina George eine so andere Ausstrahlung mitbringt, dass sich eine Umwertung der »Queen Bee«-Erzählung angeboten hätte. Wo Rachel McAdams noch ganz Püppchen sein musste, könnte Rapp ihre starke physische Präsenz und damit die Frage nach weiblicher Dominanz neu ausspielen – und muss sich doch wieder dem schon im Original dümmlichen Plot um kalorienreiche Abnehmsnacks unterwerfen.
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