Kritik zu Magic Mike – The Last Dance
Waschbrettbäuche kommen nie außer Mode: In der dritten und letzten Folge der Stripper-Saga verschlägt es Magic Mike nach London, wo er in einem Traditionstheater eine neue Show mit tanzenden Männern ausrichten soll
Channing Tatum, der einstige Freestyle-Tänzer von der Straße, der mit selbst beigebrachten Moves in einem Stripclub jobbte, wurde durch seine eigene Lebensgeschichte zum Star. Ausgerechnet der intellektuelle Steven Soderbergh verarbeitete 2012 mit »Magic Mike« die Erfahrungen seines Hauptdarstellers in einem unbefangenen kleinen Drama über einen Tänzer in Miami und das halbseidene Milieu, in dem er zu überleben versucht. Handelte bereits der zweite Film »Magic Mike XXL« 2015 von einer »letzten« Abschiedsshow, so muss Mike nun erneut auf die Bühne. Anders aber als die Vorgänger wirkt die Fortsetzung, mit der die Reihe abgeschlossen werden soll, unnötig gedrechselt, was vor allem der Rahmenhandlung geschuldet ist.
Mike jobbt nun als Kellner. Sein einstiger Ruhm als Tänzer aber führt dazu, dass Millionärsgattin Maxandra (Salma Hayek) auf ihn aufmerksam wird. Nach einer privaten Tanzvorstellung nimmt sie ihn mit nach London. Dort soll er in einem traditionsreichen Theater eine erstklassige Männer-Stripshow ausrichten. Doch neben einer Denkmalschutz-Beauftragten versucht Maxandras Noch-Ehemann die Produktion zu torpedieren.
Man fragt sich, was Soderbergh geritten hat, Salma Hayek, eine der schönsten Frauen der Welt, mit pinken Gewändern und Hüten als geradezu bedrohliche Matrone zu inszenieren. Sie verkörpert das unironisch überzeichnete Klischee einer kindlich launischen Ehefrau, die sich selbst verwirklichen oder doch wenigstens ihrem untreuen Ehemann eins auswischen will. Um Frauenemanzipation, sagt sie, gehe es auch. Dazu dichtet das Drehbuch Maxandra und Mike Verliebtheit an, ausgelöst durch jene Privatvorführung zu Filmbeginn. In dieser Trockenübung eines stellungsreichen Sexualakts schleudert Mike seine Kundin wie eine Gummipuppe durchs Wohnzimmer: eine ebenso obszöne wie abtörnende Gymnastik, die, so wird angedeutet, in echtem Sex endet. Dass Maxandra Mike in London aus ihrem Schlafzimmer verbannt, um nicht das Geschäftliche zu beeinträchtigen, gehört zu den Merkwürdigkeiten dieser Paarung.
Nicht alles ist so verdreht. Die alte Magie ist immer dann zu spüren, wenn es um das »How to« geht, Mike Choreografien einübt, und den von der Straße engagierten Tänzern vom Adrenalinkick im Angesicht eines kreischenden weiblichen Publikums vorschwärmt. Tatsächlich muss man es begrüßen, dass Soderbergh im sexlosen Kino dieser Tage keine Angst davor hat, begehrenswerte Körper zu präsentieren, bei deren Ausstrahlung von Kraft und Lebensenergie die Erotik als Beiprodukt entsteht. Die akrobatischen und archaisch anmutenden Balztänze dieser Nummernrevue, in der Frauen sich nicht bedroht, sondern umworben fühlen, sind von jenem augenzwinkernden Humor geprägt, der auch jenseits der Tanzbühne, etwa beim Bezirzen einer Beamtin, Freude bereitet. Auch der Soundtrack und der stiernackige Charme von Channing Tatum, ein Stoiker vor dem Herrn, unterstreichen zuletzt, wie originell diese Stripper-Saga im Grunde war.
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