Kritik zu Lila, Lila
Ein Märchen für Erwachsene: schüchterner Kellner wird Literaturstar. Alain Gsponer hat den Bestseller von Martin Suter verfilmt
Wenn David (Daniel Brühl), Kellner des »Café Esquina« in Berlin, auf einem Flohmarkt nach einem Tischchen Ausschau hält, wird er fortwährend übersehen und übergangen. Es ist die Urszene seines Lebens: Keiner schenkt ihm Beachtung. David ist schüchtern und verschusselt bis zur Unsichtbarkeit, fast so wie Herr Taschenbier in den Sams-Geschichten. Ein Aschenputtel-Typ. Aber märchenhafte Rettung naht. David entdeckt einen Schatz: Er findet ein Romanmanuskript, das er als sein Werk ausgibt, um die hübsche Literaturstudentin Marie (Hannah Herzsprung) für sich zu gewinnen. Fatal wird Davids Lage, als sich der Roman zum Bestseller entwickelt und David, der nicht einmal das Wort »Rendezvous« richtig entziffern kann, zum »Hotshot« der literarischen Saison avanciert und auf große Lesetour geschickt wird. Und da erscheint auch noch ein Hallodri namens Jacky (Henry Hübchen), der behauptet, der wahre Autor des Romans zu sein.
Ein pfiffig ausgedachter Plot, der seiner Romanvorlage, Martin Suters gleichnamigem Bestseller, in freier Variation folgt. Ein Darstellertrio, das durchaus idealtypisch besetzt ist und mit komödiantischem Charme aufwarten kann: Brühl als herzensguter, ins Rampenlicht katapultierter Schüchterling und Hübchen als Möchtegernhochstapler sind in ihrem Element, und Hannah Herzsprung gibt hier einmal nicht die junge Wilde, sondern bezaubert als feenhafte Erscheinung.
Dennoch gelingt es Regisseur Alain Gsponer (in »Das wahre Leben« hat er gezeigt, wie man Komödienton und Charakterzeichnung spannend verweben kann) nicht, der Geschichte die nötige Leichtigkeit des Seins zu verleihen. Er verdünnt sie zu boulevardeskem Slapstick. Der Liebesgeschichte fehlt es an Beseeltheit.
Als »Satire auf den Literaturbetrieb« bleibt »Lila, Lila« banaler Kabarettismus, der die handelsüblichen Pappfiguren zum Abwatschen frei gibt. Und die Hochstapler-Story – der witzigste, vielversprechendste Part der Erzählung – kommt nie richtig aus den Startlöchern heraus.
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