Kritik zu Leg dich nicht mit Zohan an
Dass man seinen Humor doof findet und sich trotzdem köstlich amüsiert, ist Adam Sandler gewöhnt. In seinem neuesten Film begibt er sich mit bewährtem Sinn für Witze von schlechtem Geschmack ins umkämpfte Terrain des Nahostkonflikts
Adam Sandler ist ein Komiker mit speziellem Rollenfach: Er gibt den Menschen das herrlich-zwiespältige Gefühl, sich unter ihrem Niveau zu amüsieren, das aber in hohem Maße. Doch Sandlers Humor aufs Zotige und Pubertäre zu reduzieren, hieße ihn zu unterschätzen. »Leg dich nicht mit Zohan an« ist dafür ein gutes Beispiel. Die billigen Witze über nackte Hinterteile, reichlich sprießendes Schamhaar und andere, schreckliche Achtziger-Jahre-Frisuren sind letztlich Maskerade, um unauffällig ein paar echte Scharfsinnigkeiten zum Geschlechterverhältnis im Allgemeinen und dem Nahostkonflikt im Besonderen anzubringen.
Der Grundplot ist von jener Beschränktheit, die Humorbegabte schon in Vorfreude auflachen lässt: Adam Sandler spielt »den Zohan«, einen israelischen Mossad-Agenten mit dem Ruf der Unbesiegbarkeit. Eines Tages jedoch, er wird von einer Strandparty weg zu einem Einsatz gegen den palästinensischen Superterroristen »Das Phantom« (John Turturro) gerufen, überkommt ihn der Überdruss. Erstens hat er »Das Phantom« bereits mehrfach dingfest gemacht und kann nicht verstehen, warum ihn sein Geheimdienst immer wieder freilässt. Zweitens ist sein eigentlicher großer Lebenstraum – Friseur zu werden. Zohan nutzt die Chance, täuscht seinen Tod vor und fliegt nach New York.
Dort wird er im eleganten Salon seines großen Friseuridols rüde abgewiesen, doch bevor ihn das Schicksal so vieler ehrgeiziger jüdischer Jungs ereilt, der Job im Elektrowarendiscount, stellt ihn ausgerechnet eine Palästinenserin bei sich ein. Mit seiner außerordentlichen Bereitschaft, der weiblichen Kundschaft jeglichen Alters mit vollem Körpereinsatz zu Diensten zu sein, macht Zohan dort augenblicklich Furore. Doch dann wird »Das Phantom« in New York gesichtet...
Den einen zur Vorfreude, den anderen zur Abschreckung sei außerdem noch verraten, dass Sandler (zumindest in der Originalfassung) den ganzen Film über mit gefaktem Israeli-Akzent spricht und darüber hinaus seine Rede mit fiktivem Jiddisch-Jargon würzt. Letzteres natürlich nur, um unter dem Deckmantel der Fremdsprache hemmungslos direkt »dreckige Worte« in den Mund zu nehmen. Ähnlich unterkomplex-subversiv geht er den Nahostkonflikt an: Lasst uns doch einfach in Frieden gemeinsam leben, lautet die Botschaft, wenigstens in New York, wo sowieso kein Außenstehender Palästinsenser von Juden unterscheiden kann, essen sie doch beide Hummus in rauen Mengen.
Viel Witz schlägt Sandler aus den Szenen mit Frauen fortgeschrittenen Alters, denen Zohan anzügliche Komplimente macht, um dann leidenschaftlich mit ihnen Sex zu haben. Interessanterweise geht der Humor dabei nie auf Kosten der Frauen, im Gegenteil, selten durfte diese im Kino oft missachtete Altersschicht auf so liebenswerte Weise sexuelle Genussfähigkeit mit mütterlicher Großzügigkeit vereinen.
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