Kritik zu Kong: Skull Island
Mehr ist mehr: Jordan Vogt-Roberts verschafft in seiner Version auf den King Kong-Stoff dem Riesenaffen endlich den wirklich ganz großen Auftritt und stattet seinen Film mit der Aura alten Abenteuerkinos aus
Tja, das kommt halt davon, wenn man erst ballert und dann fragt. Riesenaffen mögen es nunmal nicht, wenn ihre Heimatinsel aus der Luft bombardiert wird, nur weil ein paar Wissenschaftler sich davon Aufschluss versprechen über die unter diesem seltsamen Eiland herrschenden tektonischen Verhältnisse. Eben noch beobachten also die Besatzungen eines guten Dutzend Transporthubschrauber gut gelaunt ihr zerstörerisches Werk, da heißt es auch schon »Incoming!« (englischer Militärjargon für »In Deckung!«). Was auf Kollisionskurs herangeflogen kommt, ist ein mächtiger Baumstamm, dicht gefolgt von einem noch viel mächtigeren und vor allem mächtig ärgerlichen Gorilla, der die Ruhestörung wie gesagt gar nicht, also sowas von überhaupt nicht witzig findet und sich ohne viel Federlesens daran macht, die unbekannten Flugobjekte aus dem Himmel zu pflücken. Die Überlebenden der Abstürze werden in alle Winde zerstreut und sehen sich in der harten Dschungelrealität mit mannigfaltigen Gefahren konfrontiert. Da ist der Jammer natürlich groß, aber: siehe oben.
Der erste große Auftritt des großen Affen Kong ist eines Königs würdig. Jordan Vogt-Roberts, Regisseur von »Kong: Skull Island« und bislang vorwiegend fürs Fernsehen tätig, hält offenbar nicht viel vom Maßhalten und lässt es gleichmal ordentlich krachen. Auch alles weitere verläuft frei nach dem Motto: mehr ist mehr. Daraus folgt unmittelbar: wer es subtil und dezent mag, wird mit diesem Film nicht glücklich. Hier wird mit Pranken Regie geführt, nicht mit Chirurgenhänden, und die Erwartungen an ein plakatives Spektakel werden nicht nur voll und ganz, sondern mit spürbarem Gusto erfüllt. Ausgesprochen günstig wirken sich in diesem Zusammenhang die zentralen filmgeschichtlichen Referenzen von »Kong: Skull Island« aus. Das Original aus dem Jahr 1933 von Merian C. Cooper und Ernest B. Schoedsack, »King Kong« knüpft mit seinen aufsehenerregenden Schauwerten an das frühe Kino als Jahrmarktsattraktion an, während das Kino der 70er Jahre – in denen Vogt-Roberts' Beitrag zur Saga angesiedelt ist – den Baukasten mit zahlreichen Versatzstücken für Handlung und Verlauf liefert.
»Kong: Skull Island« klaut bei ikonischen Vietnamfilmen wie »Apocalypse Now« und »Platoon«, bei Monsterfilmen wie »Godzilla«, selbstverständlich bei sämtlichen »King Kong«-Versionen – und zwar mit einer Chuzpe, in der Ehrerbietung ebenso wie Bescheidenheit steckt. So kommt es, dass die simpel gestrickte, einfach aufgebaute, dafür mit allen tricktechnischen Finessen auf hohem Niveau umgesetzte Geschichte den beträchtlichen Charme eines altmodischen Abenteuerfilms ausstrahlt, komplett mit chargenhaften Figuren, klischeehaften Situationen und Nullachtfünfzehn-Dramaturgie. Aber was soll's, alle sind mit Begeisterung bei der Sache und einmal mehr bewahrheitet sich: Es geht nichts über einen Riesenaffen, der die von Hybris verblendete und dem Fremden mit Hass begegnende Menschheit Mores lehrt.
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