Kritik zu Jump

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Im Österreich der zwanziger Jahre wird ein Jude aus Antisemitismus des Vatermordes angeklagt. Es handelt sich um die wahre Geschichte des späteren Starfotografen Phillip Halsman

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Bei manchen Filmen ist es vor allem die Konstellation der Beteiligten, die einen neugierig macht: Das Drama »Jump« zum Beispiel bringt Patrick Swayze mit Heinz Hoenig und Anja Kruse zusammen – eine Besetzung so schräg, dass man den Film eigentlich sehen muss. In Szene gesetzt wurde das Trio von Joshua Sinclair, der einst als Darsteller in dem Italo-Klassiker »Keoma« einen der diabolischen Brüder von Franco Nero verkörperte (und zudem am Drehbuch mitwirkte). Da mag die (wahre) Geschichte des jungen Juden Phillip Halsman, dem im Österreich der ausgehenden zwanziger Jahre wegen angeblichen Vatermordes ein Schauprozess gemacht wird, noch so ernst klingen – bei so einem Team vor und hinter der Kamera stellt man sich auf ein trashiges Vergnügen ein, bei dem alles ein bisschen zu grell und »over the top« ist.

Umso enttäuschender, dass der Film so bieder daherkommt wie ein gehobenes Fernsehspiel. Drehbuch und Regie versuchen offenbar, der historischen »Relevanz« des Stoffs gerecht zu werden, indem sie auf inszenatorische Nüchternheit und vermeintliche Faktentreue setzen. Im Ergebnis sieht man einen Film, der visuell und dramaturgisch wenig hergibt. Weder der historische Rahmen des Falls, der als der erste antisemitisch motivierte Prozess während der schleichenden Machtübernahme der Nazis gilt, noch die familiäre Situation des vermeintlichen Vatermörders, der später als Starfotograf zu Weltruhm kam, werden näher beleuchtet. Auch in der Darstellung der österreichischen Bevölkerung begnügt sich »Jump« mit Klischees. Es gibt die tumbe Landbevölkerung und die städtischen Richter und Staatsanwälte, die sich mit ihrer konstruierten Anklage dem öffentlichen Druck beugen, weil die »Verhältnissse halt so sind« – leichter hat noch kaum ein Film die Henker des »Dritten Reichs« vom Haken gelassen. »Jump« rühmt sich damit, einen über Jahrzehnte hinweg totgeschwiegenen Fall aufzuarbeiten. Bleibt nur die Frage, weshalb ein so hochkarätiger Stoff an ein Team aus der zweiten Reihe verschenkt wurde.

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