Kritik zu Ich bin dein Mensch
Programmiert, um glücklich zu machen: Maria Schraders dritter Kinofilm ist eine intelligente Mensch-Roboter-Komödie. Sie wird vermutlich im Sommerprogramm der Berlinale zu sehen sein. Im März hatte Maren Eggert als skeptische Wissenschaftlerin einen Silbernen Bären bekommen
Das erste Treffen ist ein Desaster. Alma wird in einem etwas antiquierten Ballsaal dem smart wirkenden und auf alle Fälle gut aussehenden Tom vorgestellt. Doch an der Theke gibt Tom zunächst nur Phrasen zum besseren Kennenlernen von sich. »Deine Augen sind wie Bergseen, in denen ich mich verlieren möchte«: Das mag vor 100 Jahren funktioniert haben. Ohnehin ist die Wissenschaftlerin Alma ist nicht der Typ, der sich davon beeindrucken ließe. Dann lieber tanzen. Aber auch da versagt Tom, ein Zucken schüttelt ihn. Kurzschluss wahrscheinlich. Denn Tom ist ein humanoider Roboter – und der Ballsaal so etwas wie der Verkaufsraum der Firma Terrareca, eine Art Speakeasy für ihre neuen Produkte und Kontaktanbahnungen. Manche sind Hologramme, bildgewordene Projektionen von Sehnsüchten.
Und eigentlich ist Tom nur darauf programmiert, die Frau glücklich zu machen, ihr ein perfekter Lebenspartner zu sein. Alma nimmt an einer Studie teil, für drei Wochen, mit der die Androiden eingeschätzt werden sollen. Muss man ihnen Bürgerrechte gewähren? Dürfen sie heiraten? Das Honorar dafür soll Almas Forschungsprojekt zugutekommen, ihrem Team am Pergamonmuseum, wo die Anthropologin sumerische Keilschriften erforscht. Und so nimmt Alma den Roboter dann doch mit nach Hause.
»Ich bin dein Mensch« geriert sich nicht als Science-Fiction-Film; es gibt keine Anzeichen, dass er in einer fernen (oder nahen) Zukunft spielen könnte, sondern er ist verankert im Hier und Jetzt. Über die Technik macht sich der Film keine Gedanken, das hat man schließlich schon oft gesehen, siehe »Terminator« oder »Alien«. Und Maria Schraders dritter Film als Regisseurin neigt auch nicht zum Philosophieren, stellt die ganz großen Fragen – Was ist menschlich?, Was ist Liebe? – eher subkutan und im Nebenbei.
Zuneigung, das bedeutet in jedem Fall harte Arbeit in diesem Film. Denn Tom macht so gut wie alles falsch, was man falsch machen kann, ordnet das Bücherregal neu (nach Farben), hält Vorträge über Unfallrisiken beim Fahren und erwartet die zutiefst nüchterne Wissenschaftlerin in der Badewanne mit Sekt und Rosen.
Aber Tom ist ja lernfähig. Es ist schwer zu sagen – und gehört zu den Qualitäten des Films –, wann sich die Beziehung, sagen wir mal: verstetigt. Als er ihr mit seinem Computerwissen bei der Entschlüsselung hilft? Als sie merkt, dass Tiere keine Scheu vor ihm haben? Nun hat es Tom bei ihr auch nicht einfach. Alma steht dem Zusammenleben keineswegs ergebnisoffen gegenüber. Die Sympathien sind in diesem Film durchaus gleich verteilt, ja, manchmal hat man sogar Mitleid mit dem Humanoiden und dem Scheitern seiner Versuche.
Maren Eggert als Alma hat für ihre Darstellung beim Branchenevent der Berlinale im März einen Silbernen Bären für das beste Schauspiel bekommen: Er wird ihr in diesem Monat wahrscheinlich Open Air überreicht werden. Eggert ist hier wesentlich extrovertierter als in früheren Rollen, sehr selbstbewusst und ein bisschen – schwierig. Die Entdeckung des Films aber ist Dan Stevens, hierzulande eher mäßig bekannt (der Brite war etwa in der Serie »Downton Abbey« zu sehen). Es gelingt ihm, dass man Tom immer das Roboterhafte anmerkt, ohne dass Stevens es allzu deutlich ausstellt. Weit entfernt vom Overacting, schaut er immer ein bisschen ins Leere, als hätte er seine Mimik nicht so ganz im Griff, wirkt, als würde er gerade zu einem Lächeln anheben oder die Menschen imitieren.
Maria Schrader hat zusammen mit Jan Schomburg das Drehbuch geschrieben, nach Motiven einer Erzählung von Emma Braslavsky. Ihre bisher drei Filme haben mit Paaren zu tun – die verhängnisvolle Beziehung in »Liebesleben«, der melancholische Weg in den Selbstmord von Lotte und Stefan Zweig im großartigen »Vor der Morgenröte«. Ihr neuester ist ihr leichtester und charmantester. Nur: Was Androiden so träumen, erfahren wir wieder nicht.
Kommentare
Sowas gab es schon
Dieser Film war doch schon mal da...??? Mir fällt der ursprüngliche Titel nicht mehr ein...
Film
Ich bin Dein Mensch-Wunderbarer Film , bitte mehr davon !!
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