Kritik zu Hotel Sahara

© Neue Visionen Filmverleih

2008
Original-Titel: 
Hotel Sahara
Filmstart in Deutschland: 
06.08.2009
L: 
89 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Man nennt es auch das Casablanca des 21. Jahrhunderts: Die Dokumentarfilmerin Bettina Haasen präsentiert Bilder aus Nouadhibou, einer kleinen Stadt in Mauretanien, Zwischenstation zahlreicher Migranten auf ihrem Weg nach Europa

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Nouadhibou ist eine staubige Stadt zwischen Sand und Meer mit farblosen Flachbauten und riesigen Satellitenschüsseln. Eine Eisenbahn bringt Erz aus der mauretanischen Wüste. Hinter den Schrottschiffen am Strand fischen europäische Fangflotten den Atlantik leer. In der Stadt wächst die Zahl der Flüchtlinge, seit die EU die Passage zu den Kanarischen Inseln intensiv bewacht und viele Boote zurückschickt. 40 Prozent der Einwohner sollen Migranten sein. Auch Lamiya, Valtis, Siddhati, Dikou und Chichi sind aus ihren Heimatländern hierhergekommen, um den Sprung nach Europa zu wagen. Jetzt sitzen sie fest.

Der junge Lamiya ist Fußball-Maniac, größer als Ronaldinho will er werden, Barcelona ist sein Traum. Einen Schiffbruch hat er hinter sich, doch die Hoffnung nicht aufgegeben. Valtis konnte die Stagnation in Kamerun nicht ertragen. Chichi aus Nigeria ist eine der wenigen Frauen unter den Migranten: um die Schlepper mit ihren falschen Versprechungen zu bezahlen, hat ihr Vater Land verkauft. Als Frau ist das Überleben in der Fremde besonders schwer. Allen gemeinsam ist die starke familiäre Bindung und der unbedingte Glaube an sich selbst und die eigene Tatkraft.

Jetzt sind sie stillgestellt im Kampf ums Überleben, für Monate oder Jahre. Manche, wie der karitativ tätige Pêre Jerôme, sähen die jugendlichen Energien lieber für Veränderung in Afrika selbst eingesetzt. Bettina Haasen streift solche Debatten nur am Rande, ihr geht es um die atmosphärische Vergegenwärtigung des Lebens im Transit des »Hotels Sahara «. Neben Alltagssituationen und – zum Teil im Off einmontierten – Gesprächen sind es situative Momentaufnahmen aus den Straßen der Stadt und melancholische E-Gitarren- Klänge, die dem Warten filmische Form geben. Diese impressionistische Unschärfe hat ästhetisch ihren Reiz, schafft aber auch inhaltliche Oberflächlichkeit, die etwa auf die Untersuchung funktionaler Bezüge ganz verzichtet (das ginge auch ohne Kommentar!). Der Vermarktung hilft solche »Originalität« vermutlich, besserem Verständnis dient sie nicht.

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