Kritik zu Hot Air

© Kinostar Filmverleih

Steve Coogan spielt einen rechts­konservativen Radiomoderator in New York, der Besuch von seiner sechzehnjährigen Nichte bekommt – die ihm kräftig Kontra gibt

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Die amerikanische Flagge als Anstecknadel an seinem Revers ist keine leere Geste: Lionel Macomb ist ein Mann des Wortes. Er hat sich als Radiomoderator einen Namen gemacht mit scharfzüngigen Kommentaren, in denen er voll auf der ­Linie des derzeitigen US-Präsidenten liegt. Dass seine Sendung ihre Fans in den höheren Etagen des Senders hat, schützt ihn, obwohl in letzter Zeit Einbrüche in der Popularität nicht zu leugnen sind. Liegt es an seinem früheren Protegé Gareth Whitley, der ihm jetzt Konkurrenz macht mit einer Sendung, die die traditionellen ­Familienwerte hochhält?

Wo Whitley als ein höchst unsympathischer Schleimer gezeichnet wird, da löst Lionel Macomb im Zuschauer zwiespältige Gefühle aus, denn von Rhetorik versteht er etwas, er ist meist schlagfertig – und wird von Steve Coogan verkörpert. Eine bessere Besetzung der Hauptrolle als den Briten (hierzulande im Kino zuletzt als Stan Laurel in »Stan & Ollie« zu sehen) kann man sich kaum vorstellen, hat er doch jahrelang – in verschiedenen Medien – die von ihm ­geschaffene Figur des auf Rampenlicht versessenen, allzu egozentrischen Rundfunkjournalisten Alan Partridge verkörpert.

Dass es ein Kind ist, das diesen Mann am Ende zu einem besseren Menschen macht, greift auf ein bewährtes Erzählmuster zurück. Tess ist Lionels sechzehnjährige Nichte, ausgerissen aus einem Heim, wohin man sie gesteckt hat, nachdem ihre Mutter, Lionels Schwester, sich mal wieder in eine Entzugsklinik begeben hat. Und ­dazu ist sie noch dunkelhäutig, was bei ­Lionel einen weiteren Abwehrmechanismus in Gang setzt. Allerdings zeigt sie sich seinen Attacken gewachsen und versteht, sie angemessen zu parieren. Das bekommt er schnell zu spüren, als er sie – im Gegenzug für Kost und Logis – für sich arbeiten lässt. Anders als seine Freundin, die PR-Fachfrau Valerie, die ihm stets aus der Patsche hilft, wenn er wieder einmal in ein Fettnäpfchen getreten ist, und ihn trotz aller Schwächen wirklich zu lieben scheint, tritt Tess als eine Persönlichkeit auf, die Konfrontationen liebt. Sie erweist sich als hochbegabtes Kind, dem ein Studienplatz in Harvard offen steht – aber sie ist eben auch, anders als Lionel, ein Familienmensch. Weshalb sie einen Pakt mit ihrer Mutter geschlossen hat, nur dann nach Harvard zu gehen, wenn es der Mutter bis dahin besser geht.

Als schließlich auch noch Tess' Mutter in New York auftaucht, kann Lionel seine Familiengeschichte nicht länger verdrängen, seine Kindheit, die er als ein großes Trauma ansieht, zuerst im Stich gelassen von seiner Mutter und am Ende auch von seiner Schwester.

Der Film hat ein Happy End, ­damit verrät man keine Pointe. Was enttäuscht, ist weniger das Wohlgefallen, in das sich hier die Konflikte auflösen, als die Tatsache, dass das Thema der »geistigen Brandstifter« sich so einfach verflüchtigt, wo es eine entschiedenere Auseinandersetzung gebraucht hätte. So ist der Film bei allen gelungenen Momenten auch eine vertane Chance.

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