Kritik zu Hercules

© Paramount Pictures

Aus Mythen werden Comics und dann Filme: Brett Ratner verfilmt mit einem erlesenen Nebendarsteller-Ensemble und Dwayne Johnson die historische Graphic Novel des britischen Autors Steve Moore

Bewertung: 3
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2.666665
2.7 (Stimmen: 3)

Brett Ratner gehört zu jener Sorte Hollywood-Professionals, die immer dann zur Stelle sind, wenn ein Studio auf einen aktuellen Genre-Trend aufspringen will. Als Mitte der 90er Jahre multiethnische Buddy-Movies angesagt waren, drehte er Rush Hour, und als Hannibal Lecter hoch im Kurs stand, legte er Roter Drache neu auf; er sprang bei X-Men – Der letzte Widerstand für Bryan Singer ein und in der Folge von Steven Soderberghs Ocean-Filmen drehte er die Heistmovies After the Sunset und Aushilfsgangster. Sonderlich gut ist keiner dieser Filme, aber immerhin stehen sie fast alle für solide Konfektionsware. Ganz ähnlich verhält es sich mit seinem neuen Film Hercules, mit dem man offensichtlich aus dem Erfolg von Serien wie Game of Thrones und Spartacus Profit schlagen will.

Das gelingt Ratner auf gar nicht mal unoriginelle Weise, wenngleich die guten Ideen vor allem der Comicvorlage von Steve Moore geschuldet sind. Hercules ist hier kein unverwundbarer Göttersohn, sondern ein schlitzohriger Söldner, der sich den Mythos um seine Person zunutze macht, um Aufträge zu akquirieren und seine Feinde in Furcht zu versetzen. Gemeinsam mit seiner schlagkräftigen Crew wird er in Thrakien vom Oberhaupt eines kleinen Staates engagiert, um das Reich vor einem Kriegsfürsten zu beschützen. Allerdings erkennt Hercules bald, dass die Machtverhältnisse anders sind, als es zunächst scheint.

Die Story des Films ist von angenehmer Gradlinigkeit und trotz einer Menge digitaler Effekte inszeniert Ratner die zahlreichen Kampfszenen mit einer »analog« anmutenden Betonung der Körperlichkeit. Auch die Figuren haben etwas angenehm Klassisches: Wenn Hercules und seine Gefolgsleute das wehrlose Bauernvolk im Umgang mit Waffen schulen, wirken sie wie eine antike Version der Glorreichen Sieben. Leider nutzt Ratner die Eigenheiten der Charaktere und das Charisma seiner Darsteller zu wenig aus: Man freut sich über die überraschende Besetzung von hochkarätigen Schauspielern wie Rufus Sewell, Joseph Fiennes und Peter Mullan, die dann aber kaum etwas zu tun bekommen. Allein Ian McShane als speerwerfender Prophet hinterlässt dank seiner schieren Präsenz und eines selbstironischen Running Gags einen stärkeren Eindruck. Klar im Mittelpunkt steht aber Dwayne Johnson, der seinen Hercules mit bärenhaftem Vollbart und breitem Grinsen als amüsante Mischung aus gewieftem Gauner und seelisch gemartertem Krieger spielt.

Ob er wirklich ein Halbgott ist, lässt der Film geschickt in der Schwebe, für die Ursprünge mancher Hercules-Mythen findet das Drehbuch überraschend weltliche Erklärungen. Gelegentlich verweisen die Dialoge auf den Unernst der ganzen Sache, insgesamt aber hält sich die Ironie zum Glück in engen Grenzen.
Ratner gelingt hier ein solider Abenteuerfilm, dessen prächtige Besetzung in einem gewissen Missverhältnis zum überschaubaren Produktionsaufwand und der mäßigen Finesse der Inszenierung steht. Aber auch das macht einen Teil des B-Movie-Charmes aus.

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