Kritik zu Happiness

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In der Parabel des japanischen Regisseurs Sabu flößt ein Mann mit einer seltsamen Erinnerungsmaschine den deprimierten Bewohnern einer Stadt neuen Lebensmut ein

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»People are strange«, haben einst The Doors gesungen. Zugegeben, diese Zeile bezieht sich eher auf die Erfahrungen, die man als Fremder in einem fremden Land macht. Das Gefühl des Fremdseins verschiebt die Wahrnehmung und lässt eigentlich Alltägliches seltsam und teils auch bedrohlich erscheinen. So dürfte es zumindest einigen westlichen Betrachtern auch bei Sabus »Happiness« gehen. Die Geschichte eines Fremden, der mit einem Handkoffer in eine kleine Stadt kommt und beginnt, die dort Lebenden mit Hilfe einer äußerst bizarren Maschine zu therapieren, gibt erst einmal Rätsel auf.

Schon die lethargische Stimmung, die alle Bewohner der Stadt erfüllt, lässt sich kaum entschlüsseln. Die Gesichter der Menschen wirken so grau wie die Häuser, in denen sie wohnen. Keinen Funken Leben versprühen sie mehr. Nur gibt es dafür keinen erkennbaren Grund. Aber auch der Fremde, der sich Kanzaki nennt, sorgt für einige Irritationen. Warum hat es ihn ausgerechnet in diese gottverlassene Stadt verschlagen? Und warum will jemand, der selbst zu keinerlei Gefühlsäußerungen fähig zu sein scheint, unbedingt eine Gruppe von Fremden aus ihrer Depression herausreißen?

Nicht nur Fremde sind seltsam, der Mensch an sich ist ein komisches Wesen, das sich in der Regel selbst im Weg steht. Natürlich ist das im Titel ironisch beschworene »Glück« flüchtig. Die Momente des Glücks vergehen oft in Windeseile. Aber selbst die dunklen Augenblicke im Leben währen in der Regel nicht ewig. Auch sie sind vergänglich, aber – und genau da setzt Sabu an – sie bleiben dem Menschen meist länger und intensiver in Erinnerung. Es ist, als ob er sich freiwillig in alles Negative und Traumatische vergräbt, während er sein Glück zwischen den Fingern zerrinnen lässt.

Kanzaki hat einen Apparat gebaut, der das ändern kann. In seinem Handkoffer führt er einen faszinierenden Helm mit sich, in den zahlreiche an uralte Schreibmaschinen erinnernde Tasten eingelassen sind. Setzt Kanzaki einem der müden Städter diesen Helm auf den Kopf, kann er dessen Erinnerungen stimulieren und Verschüttetes zurück an die Oberfläche bringen. So gibt er den Menschen die Möglichkeit, verflogenes Glück noch einmal zu erleben. Ein Geschenk, das sie mit Hoffnung und neuem Mut erfüllt.

Gerade in den Szenen, in denen Vergangenes noch einmal lebendig wird, entwickelt »Happiness« einen geradezu überwältigenden Charme. Meist drehen sich die Erinnerungen um Kleinigkeiten, die Sabu aber mit so viel Liebe und Verständnis in Szene setzt, dass sie tatsächlich den Blick auf die Welt verändern können. Im Prinzip geht es gar nicht um diese retrofuturistische Maschine. Sie ist eine Art MacGuffin, der Reflexionen über das Wesen der menschlichen Psyche anstößt. Insofern ist es nur konsequent, dass »Happiness« schließlich fast eine 180-Grad-Wende vollzieht. Als Kanzakis Motive zum Vorschein kommen, wird aus dem humanistischen Märchen eine beinahe nihilistische Rachetragödie. Selbst der Erfinder der »Glücksmaschine« kann sich nicht von seinen Erinnerungen an Schmerz und Verlust befreien. Er gibt sich ihnen sogar noch hemmungsloser hin. Menschen sind eben tatsächlich seltsam.

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