Kritik zu HalloHallo
Mit dem finnischen Schauspielstar Maria Sid in der Hauptrolle erzählt Maria Bloms vierter Film vom Neuanfang einer Krankenschwester, die nach zwanzig Ehejahren von ihrem Mann verlassen wurde
Maria Blom hat 2004 mit ihrem Spielfilmdebüt »Zurück nach Dalarna!« den großen Überraschungserfolg des schwedischen Kinojahrs hingelegt. Dennoch kamen ihre beiden nächsten Filme bei uns nicht ins Kino. Und auch »HalloHallo«, der auf Festivals in Hamburg und Lübeck Publikumspreise errang, lief in Schweden schon vor anderthalb Jahren, im letzten Februar, im Kino an – und beginnt passend auch ganz winterlich mit einer Schneeszene auf der Skischanze der legendären Bergwerksstadt Falun. Dann erfolgt ein Schnitt in eine ins Groteske überzeichnete Arbeitsbesprechung unter Mitarbeitern eines Krankenhauses, die zwischen Klagen über Stress mit obszönen Bemerkungen auf einer Kollegin herumhacken, deren Gatte nach zwanzig Ehejahren mit einer neuen Frau in ein neues Glück entschwunden ist. Na ja, nicht ganz. Denn man lebt in der gleichen eher kleinen Stadt. Und Disa, das ist die flotte blonde (und kein bisschen wie eine im Schichtdienst arbeitende Mittvierzigerin aussehende) Heldin des Films, mag die Trennung nicht wirklich akzeptieren. Sie versucht in diversen peinlich missglückenden Annäherungsversuchen einen Neuanfang. Unverhoffter Gast ist dabei manchmal die neue Geliebte, die der Ex vergiftete Komplimente macht und die beiden Töchter im Grundschulalter vereinnahmt. Ansonsten geht man, wie es anscheinend unter modernen Schweden und Schwedinnen Brauch ist, geradezu hypertolerant mit der Dreiersituation um.
Disas Konfliktscheu kommt dieses Verhalten entgegen, ihrem Seelenfrieden nicht. Denn es wirkt als Verstärker für die Aggressionshemmung, die neben der Einsamkeit wohl Disas größtes – und im Film gut sichtbar aufgetischtes – Problem ist. Ein echter Weiblichkeitsklassiker also, schließlich sind auch im 21. Jahrhundert nicht alle Frauen so cool und souverän wie Lisbeth Salander. Leider sind aber auch die Lösungen, die das Drehbuch von Maria Blom ihr anbietet, arg old school, sieht man mal von der ungewöhnlichen Rolle eines vier Mal geschiedenen Tausendsassas ab, der mit leidenschaftlicher Hingabe den Vater für die kinderladengroße Nachwuchstruppe aus diesen gescheiterten Ehen abgibt und so ideal das neue Männerbild besetzt.
Doch sonst wird die Komödie, die mit Potenzial zur Krankenhausserien-Parodie durchaus komisch begann, in ihrem Laufe immer mehr zu einem biederen (und auch bieder inszenierten) Selbstfindungsstück, auch wenn sie sich mit einer Entführung am Ende einen gewollt ausgeflippten Touch gibt. Außerdem spielen noch eine Rolle: eine Selbstverteidigungstechnik namens Krav Maga, ein Arbeitskampf, der allerdings nur in Worten und merkwürdig blutleer daherkommt, und eine greise Patientin, die sich ohne wirkliche Motivation von einem spuckenden Biest in eine immersprudelnde Quelle von Allerweltsweisheiten à la »Steh zu dir selbst« verwandelt. Am Ende pappen alle gemeinsam und glücklich Blümchentapeten an die Wand. Und man erinnert sich sehnsüchtig an eine wirklich durchgeknallte schwedische Komödie mit einem ganz ähnlichen Namen: »Jalla! Jalla!«
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