Kritik zu Grace of Monaco

© SquareOne/Universum

2014
Original-Titel: 
Grace of Monaco
Filmstart in Deutschland: 
15.05.2014
L: 
103 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Olivier Dahan hat mit seinem Edith-Piaf-Biopic bewiesen, dass er wahre Geschichte und Seifenoper zusammenbringen kann. Doch für Grace Kelly strebt er nun das große psychologische Drama an – mit zweifelhaftem Erfolg

Bewertung: 2
Leserbewertung
2.666665
2.7 (Stimmen: 3)

Der Fürst und die Schönheit aus Hollywood, strenge europäische Adelspose und strahlende amerikanische Freizügigkeit – man muss eigentlich nichts Konkretes über Rainier III. und Grace Kelly wissen, um ein Drehbuch über dieses »wahr gewordene Märchen« zu erfinden. Es schreibt sich quasi selbst. Deshalb erscheint es auch fast überflüssig, dass Olivier Dahan seinen Film in wahren historischen Begebenheiten verortet: Gerade als Alfred Hitchcock (Roger Ashton-Griffiths) kurz zum Tee vorbeischaute, um seiner »Gracie« die Hauptrolle in Marnie anzubieten, da schlägt in Paris Charles de Gaulle (André Penvern) gewissermaßen mit der Faust auf den Tisch und beschließt, dem Steuerparadies Monaco den Garaus zu machen. Wir schreiben Anfang der 60er Jahre. Nein, man weiß nicht, ob es sich genau so zugetragen hat – der Film erklärt von vornherein, eine erdachte Version realer Ereignisse wiederzugeben –, aber nur so bringt man eine Vielzahl an Schauspielern dazu, winzige Rollen mit dafür prominenten Namen zu spielen.

Denn da mögen sich Tim Roth als Rainier, Frank Langella als beratender Priester, Paz Vega als Maria Callas und Derek Jacobi mit Papagei auf der Schulter noch so mühen – im Zentrum und gefühlten 90 Prozent aller Aufnahmen steht Nicole Kidman in der Rolle Grace Kellys. »Du siehst müde aus«, sagt ihr der väterliche Hitch am Anfang. Manchmal fährt sie aus Frust, nicht genug Gutes tun zu können, gefährlich schnell die Serpentinen Südfrankreichs entlang. Später gerät sie auf einer Party von Aristoteles Onassis (Robert Lindsay) mit Diplomaten in Streit, weil sie sich das Recht auf eigene Meinung nicht nehmen lassen will. In der Ferne glauben die Vasallen De Gaulles diese Hinweise auf eine Entfremdung des Traumpaares für ihre Zwecke ausnützen zu können, aber da haben sie die Rechnung ohne das tapfere, saubere Mädchen aus Philadelphia gemacht. Statt nach Hollywood zurückzuflüchten, tut ­Grace nämlich das, was sie dort gelernt hat: Sie recherchiert die Hintergründe ihrer neuen Rolle, und dann studiert sie ihren Part besser ein. Am Ende hält sie eine mitreißende Rede, und de Gaulle und Rainier sind sich wieder einig: Sie finden sie ganz toll.

Grace de Monaco ist ein Augenschmaus für alle, die an der Mode, den Automarken und den Postkartenmotiven der beginnenden 60er Jahre hängen. Leider findet die Handlung nie recht zu einem Sinn. Man sieht, dass die Filmemacher das allzu Offensichtliche vermeiden wollten: keine Moritat darüber, wie eine Frau ihren Beruf aufgibt und in einer unglücklichen Ehe landet. Dabei hat der Film seine größten Momente, wenn er hemmungslos die Seifenoper in sich rauskehrt, wenn Haushaltspersonal der Spionage verdächtigt wird und nächtens Prinzessinnen aus dem Bett geholt werden, um sie auf Lebenszeit aus dem Fürstentum zu verbannen. Doch dann versucht Nicole Kidman wieder, großes, nuancenreiches Schauspiel zu bieten, und der Spaß ist vorbei.

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