Kritik zu Grace of Monaco
Olivier Dahan hat mit seinem Edith-Piaf-Biopic bewiesen, dass er wahre Geschichte und Seifenoper zusammenbringen kann. Doch für Grace Kelly strebt er nun das große psychologische Drama an – mit zweifelhaftem Erfolg
Der Fürst und die Schönheit aus Hollywood, strenge europäische Adelspose und strahlende amerikanische Freizügigkeit – man muss eigentlich nichts Konkretes über Rainier III. und Grace Kelly wissen, um ein Drehbuch über dieses »wahr gewordene Märchen« zu erfinden. Es schreibt sich quasi selbst. Deshalb erscheint es auch fast überflüssig, dass Olivier Dahan seinen Film in wahren historischen Begebenheiten verortet: Gerade als Alfred Hitchcock (Roger Ashton-Griffiths) kurz zum Tee vorbeischaute, um seiner »Gracie« die Hauptrolle in Marnie anzubieten, da schlägt in Paris Charles de Gaulle (André Penvern) gewissermaßen mit der Faust auf den Tisch und beschließt, dem Steuerparadies Monaco den Garaus zu machen. Wir schreiben Anfang der 60er Jahre. Nein, man weiß nicht, ob es sich genau so zugetragen hat – der Film erklärt von vornherein, eine erdachte Version realer Ereignisse wiederzugeben –, aber nur so bringt man eine Vielzahl an Schauspielern dazu, winzige Rollen mit dafür prominenten Namen zu spielen.
Grace de Monaco ist ein Augenschmaus für alle, die an der Mode, den Automarken und den Postkartenmotiven der beginnenden 60er Jahre hängen. Leider findet die Handlung nie recht zu einem Sinn. Man sieht, dass die Filmemacher das allzu Offensichtliche vermeiden wollten: keine Moritat darüber, wie eine Frau ihren Beruf aufgibt und in einer unglücklichen Ehe landet. Dabei hat der Film seine größten Momente, wenn er hemmungslos die Seifenoper in sich rauskehrt, wenn Haushaltspersonal der Spionage verdächtigt wird und nächtens Prinzessinnen aus dem Bett geholt werden, um sie auf Lebenszeit aus dem Fürstentum zu verbannen. Doch dann versucht Nicole Kidman wieder, großes, nuancenreiches Schauspiel zu bieten, und der Spaß ist vorbei.
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