Kritik zu Fraktus
Die Technoband Fraktus wurde in den frühen 80er Jahren zum Wegbereiter einer Massenbewegung: Lars Jessen hat eine fiktive Dokumentation über eine reale Popmusikszene gedreht
Mockumentaries sind fast immer lustig. Sie leben davon, etwas als real zu verkaufen, dass es so nie gegeben hat. Sportlicher Ehrgeiz scheint dabei zu sein, den Unsinn so weit zu treiben wie möglich und dabei doch noch überzeugend zu wirken. This Is Spinal Tap von Rob Reiner oder Banksys Exit Through the Gift Shop sind zwei gelungene Beispiele. Fraktus geht einen ähnlich Weg, gibt allerdings das Vorhaben glaubhaft zu bleiben bald auf. Zu schnell wird klar, dass es hier um fiktionale Übertreibung geht. Der Witz, der zu Beginn unter der Ebene der Pseudoernsthaftigkeit liegt, tritt dann offen zutage, und verliert jegliche Funktion jenseits des Nonsens. Das ist sicher gewollt, bleibt aber im albernen Durcheinander stecken.
Am Anfang glaubt man tatsächlich, man hätte etwas verpasst. Da ist diese Band, die Authentizität geschildert. Die Bühnenshow, ein plötzlicher Brand beim letzten Konzert, Frisuren, Kleidung und selbstgebaute Instrumente sind großartig. Doch dann sucht Devid Striesow als Dokumentarfilmer die drei Protagonisten der Band im Hier und Jetzt auf und damit passiert, was Studio Braun einmal über sich selbst sagte: »Die große Theaterbühne wird zur Kasperlebude runtergedampft.« Man sieht zum Beispiel Bernd Wand (Jacques Palminger) im Optikerladen seiner Eltern, mit denen er gleichzeitig das Musikprojekt Fraktus 2 betreibt. Dort redet er über die Schaufensterdekoration, die aus Kloschüsseln und Klobürsten besteht. So weit, so unglaubwürdig. Dann aber erzählt er, dass man ihn zwänge sein Geschäft im Schaufenster zu verrichten,und fortan ist es mit jeder Überzeugungskraft vorbei. Dabei hätte man soviel daraus machen können, aus der Karriere von Torsten Bage (Heinz Strunk) als Jürgen Drews des Schlagertechno auf Ibiza, oder Dickie Schubert (Rocko Schamoni) in seinem Speed-Internet-Cafe, wo er im laufenden Wasser neue Technoklänge aufspürt. Wenn das Absurde allerdings lächerlich wird wie der klonartige Sohn von Torsten Bage auf Ibiza, der nur mäßig Deutsch spricht, dafür aber meisterlich kochen kann, dann wechselt der Film in den bewussten Klamauk und der ist manchmal schwer auszuhalten.
Am Schluss allerdings gibt es noch eine wunderbare kleine Szene. Die kanadische Heavy-Metal- Band Anvil tritt auf mit dem einfachen Satz, die Musik von Fraktus sei großer Mist und siesollten einfach bessere Drogen nehmen. In diesem Fake-Zusammenhang zweifelt man für einen kurzen Moment an der Authentizität von Anvil, die einen Teil ihrer gegenwärtigen Popularität auch einem wunderbaren Film verdankt. Der allerdings ist tatsächlich kein Mockumentary.
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