Kritik zu Forget about Nick
Zickenkrieg im New Yorker Loft: Margarethe von Trotta versucht sich an einem leichten Film über zwei verlassene Frauen, die sich in der ihnen vom gemeinsamen Ex überlassenen Wohnung zusammenraufen müssen
Dieser verdammte Kuchen auf dem Küchentresen! Sieht so provozierend einladend und lecker aus, dass einem nur so das Wasser im Mund zusammenlaufen will. Aber nein: Zucker, Fett, Kohlenhydrate! Alles Dinge, um die das vierzigjährige Exmodel Jade (Ingrid Bolsø Berdal) einen riesigen Bogen macht, besonders jetzt, da sie in Konkurrenz zu dem halb so alten Model steht, gegen das ihr Freund Nick sie eingetauscht hat.
Margarethe von Trotta, sonst eher für historisch, politisch und gesellschaftlich relevante Porträts von Frauen wie Rosa Luxemburg oder zuletzt »Hannah Arendt« bekannt, versucht sich am altersmilden Tonfall einer Komödie, die romantisch und screwball-schneidig sein will, dabei aber recht hölzern daherkommt. Schon die Ausgangssituation, die ihre Drehbuchautorin Pam Katz dafür erdacht hat, ist reichlich hanebüchen: Zwei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein können, finden sich in einem geräumigen New Yorker Loft wieder, weil ihr gemeinsamer Ex Nick ihnen je eine Hälfte davon als Abfindung überlassen hat. Welcher Mann würde zwei Exfrauen in eine Wohngemeinschaft zwingen? Und welche Frau würde sich darauf einlassen? Das Einzige, was die Frauen verbindet, ist ihre Vergangenheit mit Nick, und das Einzige, was sie mit den starken Heldinnen früherer Trotta-Filme verbindet, ist eine vage Idee von Unabhängigkeit. Die alleinerziehende Maria hat ihre Unikarriere für ihre Tochter verkümmern lassen, und das Exmodel Jade ist beim unternehmerischen Neustart auf Nicks finanzielle Unterstützung angewiesen. Darüber hinaus führen die beiden einen recht abgeschmackten Zickenkrieg um ein grottenhässliches Gemälde, das in rhythmischen Abständen umständlich vom unteren Gemeinschaftsbereich in Jades ersten Stock gezerrt wird, um schmackhaft frische Lebensmittel sowie diätisch wertvolle Nahrungsergänzungs- und Ersatzstoffe und um einen Satz Designerteller, die für die eine Wanddekoration und für die andere Nutzgeschirr sind.
Die sehr viel dankbarere Rolle in diesem unglücklichen Gespann kommt Katja Riemann als Maria zu, die nach zehn Jahren Trennung entsprechend unaufgeregt und abgeklärt sein darf und aus dem Part so viel rausholt, wie es angesichts der schwierigen Ausgangsbedingungen nur möglich ist. Mit Margarethe von Trotta verbindet sie eine gemeinsame Geschichte mit Filmen wie »Rosenstraße«, »Ich bin die Andere« und »Die abhandene Welt«. Vor allem aber bringt sie als Einzige hier ein lässiges Verhältnis zur Komödie mit, durch ihre Auftritte als wunderbar kapriziöse Liebesschnulzensängerin in »SMS für Dich«, als beherzte Schuldirektorin in den »Fack ju Göhte«-Filmen oder auch als angenehm geerdete Hartz-IV-Mutti in der Babytauschkomödie »High Society«. Jenseits von Riemann hakt und hängt es überall in »Forget About Nick«, das Komödien-Timing stimmt nicht, den türkischen, norwegischen und deutschen Schauspielern gehen die englischen Dialoge nur schwer über die Lippen, und auch das New Yorker Lokalkolorit wirkt nicht überzeugend.
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