Kritik zu The Fall Guy

© Universal Pictures

David Leitch adaptiert die Prämisse der 80er-Jahre-Serie »Ein Colt für alle Fälle« neu, mit Ryan Gosling und Emily Blunt hat er das »Barbenheimer«-Traumpaar mit dabei

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Wenn alte Serien noch einmal fürs Kino adaptiert werden, dann geht es in der Regel um Nos­talgie und Wiedererkennungswert. Aber offenbar nicht immer, sonst müsste »The Fall Guy« in Deutschland unter dem Titel »Ein Colt für alle Fälle« in die Kinos kommen. Es scheint also, als sei die in den frühen 80er Jahren immerhin über fünf Staffeln laufende Actionserie hier vor allem eines: Ideengeber für eine coole Prämisse.

Colt Seavers (Ryan Gosling) ist im Film von David Leitch kein Kopfgeldjäger mehr, aber immer noch Stuntman. Ein ziemlich erfolgreicher sogar, seit Jahren im Einsatz für Actionstar Tom Ryder (Aaron Taylor-Johnson). Derweil ist Jody (Emily Blunt) hier nun nicht mehr bloß Assistentin, sondern Kamerafrau. Die beiden haben eine leidenschaftliche Affäre mit der Option auf mehr, bis ein fataler Unfall am Set Colts Leben von einem Tag auf den anderen verändert. Er zieht sich zurück, aus der Beziehung genauso wie aus dem Job, und taucht ab. 

Als ein Jahr später unverhofft Ryders Produzentin Gail Meyer (Hannah Waddingham) am Telefon ist, lässt Colt sich nur mit Mühe überreden, noch einmal einen Stuntjob zu übernehmen. Einziges Argument für ihn, zum Dreh nach Sydney zu fliegen: Das Science-Fiction-Abenteuer Metalstorm ist Jodys lang erwartetes Regiedebüt. Blöd nur, dass die Neu-Regisseurin gar nicht damit rechnet, ihren Ex wiederzusehen. Vielmehr war es Gails Eigeninitiative, den Stuntman einfliegen zu lassen. Er soll ihr nämlich eigentlich dabei helfen, den abgetauchten Ryder aufzuspüren, wegen dem die ganze Produktion auf dem Spiel steht.

Dass David Leitch sich für Colt Seavers interessiert, dürfte kaum überraschen: Der Regisseur begann seine Hollywoodkarriere selbst als Stuntdouble. Gleichzeitig ahnt man auch schon in Sekunde Eins, wenn »The Fall Guy« mit der ollen Kiss-Kamelle »I Was Made For Loving You« sowie Goslings ­neckischem Off-Kommentar beginnt, dass es hier weniger um eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Stuntberuf als um ein Übermaß an Coolness und Witz geht. Ganz anders also als in »Ein Colt für alle Fälle«, aber sehr ähnlich anderen Leitch-Filmen wie »Deadpool 2« oder »Bullet Train«.

Der unbedingte Wille, cool und lustig zu sein, wirkt dabei – von den auf Teufel komm raus pointierten Dialogen bis hin zu Song- und Kostümentscheidungen – mitunter arg kalkuliert. Doch aller Durchschaubarkeit zum Trotz geht das Kalkül erstaunlicherweise auf. Es gibt wenige Schauspieler*innen, die Sprachwitz, Abenteuerlust und Charme so mühelos und glaubwürdig auf die Leinwand bringen wie Gosling und Blunt, und die Kombination der »Barbenheimer«-Stars ist ein »match made in heaven«.

In der zweiten Filmhälfte nehmen die elaborierten Actionszenen ein wenig überhand, wo man lieber noch mehr Gags übers Filmemachen gesehen hätte, und dass der eigentliche Plot auf wackeligen Beinen steht, lässt sich daran erkennen, dass Figuren wie Stuntkoordinator Dan (Winston Duke) oder Personal Assistant Alma (Stephanie Hsu) kaum richtig zum Einsatz kommen.

Doch aller Schwächen zum Trotz überwiegen in »The Fall Guy« die gelungenen Momente bei weitem. Waddingham – in ihrer ersten Kinorolle seit dem Durchbruch mit »Ted Lasso« – ist eine komödiantische Wucht, der nur auf französische Kommandos hörende und nach Van Damme (den Leitch einst doubelte) benannte Kampfhund Jean-­Claude ein echter »Scene Stealer«. Kleine Höhepunkte sind außerdem sorgfältig gesetzte Beiläufigkeiten wie etwa Ryders Vorliebe für Post-it-Zettel, auf denen er sich Dinge fragt wie: »Mamoa oder Momoa?«

Langeweile jedenfalls kommt keinen Moment lang auf und dafür, dass man mit »Ein Colt für alle Fälle« kein bisschen vertraut sein muss, um hier Spaß zu haben, ist gesorgt. Was übrigens nicht heißt, dass Leitch und Drehbuchautor Drew Pearce ihre Vorlage bzw. Inspiration mit Füßen treten würden. Im Gegenteil! Gerade Fans der Serie dürfen sich auf den Abspann freuen, der sich nicht nur als liebevolle Hommage ans Stuntmetier allgemein, sondern eben auch an Lee Majors als »Unknown Stuntman« erweist.

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