Kritik zu Ezra – Eine Familiengeschichte

© Tobis Film

Bobby Cannavale spielt einen mit Scheidung und Karriere hadernden Stand-up-Comedian, der auch noch an der Verantwortung für seinen autistischen Jungen zu scheitern droht

Bewertung: 2
Leserbewertung
0
Noch keine Bewertungen vorhanden

Wenn Eltern Kindern ihr Verhalten damit erklären, dass sie doch nur das Beste für sie wollten, sollte das aufhorchen lassen. Es mag mit guten Absichten geschehen, oft genug aber stehen egoistische Gründe dahinter. Eltern müssen eigene Dämonen bekämpfen, Schuldgefühle abbauen oder brauchen das Kind als Therapie- oder Partnerersatz, vielleicht aber sind sie auch einfach hilflos. Das potenziert sich noch einmal, wenn die Familienbeziehungen ohnehin nicht ganz einfach sind. So wie in Tony Goldwyns »Ezra – Eine Familien­geschichte«, wo weder Opa noch Vater noch Sohn mit sich im Reinen sind.

Titelheld Ezra (William A. Fitzgerald) ist ein Junge mit Autismus-Spektrum-Störung, Vater Max (Bobby Cannavale) leidet unter der Trennung von seiner Frau Jenna (Rose Byrne) und seiner dahindümpelnden Karriere als Stand-up-Comedian. Der ruppige Großvater Stan (Robert De Niro), bei dem Max untergekommen ist, hat seinem Sohn lange verschwiegen, wie es zu der Trennung der Eltern gekommen ist und warum er vom angesehenen Koch zum Hotelportier in New York abgestiegen ist.

Die Situation eskaliert, als Ezra nach Verhaltensauffälligkeiten mal wieder der Regelschule verwiesen werden soll. Max will ihn nicht auf eine Sonderschule schicken. Obwohl er sich alle Mühe gibt, will er sich nicht eingestehen, dass Ezra anders ist. Sein oft verantwortungsloses Verhalten führt immer wieder zu Streit mit Jenna und zu brenzligen Situationen mit Ezra. Der läuft eines Nachts auf die Straße und wird fast von einem Taxi überfahren. Nun stehen Ärzte und Jugendamt erst recht auf der Matte, Max rastet mal wieder aus und darf sich dem Jungen nicht mehr nähern. Er weiß sich keinen anderen Rat, als Ezra in einer Nacht- und Nebelaktion zu entführen. Gemeinsam starten sie einen Roadtrip in den Mittleren Westen. Es wird eine auf ganzer Linie heilende Reise werden.

Auch wenn zunächst so ziemlich alles schiefgeht. Jenna hat inzwischen die Polizei alarmiert, zugleich bekommt Max die Nachricht, zum Vorsprechen bei Jimmy Kimmel eingeladen zu sein. Wie nebenbei überwindet Ezra durch die Begegnung mit einer unvoreingenommenen Gleichaltrigen seine Abscheu vor Bananen, die panische Angst vor metallenem Besteck und lässt sogar eine Umarmung des Mädchens zu.

Tony Goldwyn und Drehbuchautor Tony Spiridakis meinen es gut mit ihrer Geschichte und ihren Figuren. Klug ist auch, dass sie den überdrehten Max nicht gerade als sympathischen Antihelden darstellen. Der als »Feelgood-Komödie« angekündigte Film mag als Plädoyer für die Akzeptanz des Andersseins und für einen gelassenen Umgang damit gelesen werden, zumal sowohl Drehbuchautor Spiridakis als auch De Niro über eigene Erfahrungen mit autistischen Söhnen verfügen, wie das Presseheft verrät. Doch irgendwie ist die Geschichte allzu weichgespült. Die Probleme mögen noch so groß sein, warmes Sonnenlicht und ein schlechter Witz lösen sie wie von selbst auf. Trotz bester Absichten bleibt der Film allzu seicht.

Meinung zum Thema

Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns

Mit dieser Frage versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt