Kritik zu Edison – Ein Leben voller Licht

© Leonine

Lange fällig und wegen der Weinstein-Pleite lange in der Mache: das Biopic über den Erfinder Thomas Alva Edison und seine Rivalität mit George Westinghouse. In der Hauptrolle: Benedict Cumberbatch

Bewertung: 2
Leserbewertung
5
5 (Stimmen: 2)

Die Glühbirne. Inzwischen ist sie längst Geschichte. Seit 2009 sind 100-Watt-Lampen und seit 2011 auch die 40- und 60-Watt-Leuchtmittel verboten. Welch akribische Forschungsarbeit hinter ihrer Entwicklung steckte, blitzt in einer Szene von »Edison – Ein Leben voller Licht« auf. Der Erfinder berichtet von Tausenden gescheiterten Versuchen mit Glühfäden aus unterschiedlichsten Materialien. Jedes Mal, wenn er Strom anschaltete, brannten sie schon nach wenigen Sekunden durch. Doch ein Mal war es anders. Der verkohlte Glühfaden aus Bambusfasern glimmte immer weiter. Edison und seine Assistenten hielten den Atem an. Minuten, Stunden und schließlich ein Tag vergingen – der Durchbruch. 

In diesem einen Moment beginnt auch der Film zu leuchten. Obwohl das Geschehen nicht bebildert, sondern nur verbal erzählt wird. Man vollzieht emotional nach, wie dieser eine Augenblick die Geschichte veränderte. Leider geizt »Edison« mit solch illuminativen Momenten.

Eigentlich sollte der Film über den Tüftler Thomas Edison, der unzählige Patente anmeldete, schon 2017 in die Kinos kommen. Aufgrund der Insolvenz der als Co-Produzent beteiligten Weinstein-Company startete er in den USA erst 2019. »Edison« hat unter anderem aber auch ein elektrotechnisches Problem: Er macht dem Zuschauer nicht nachvollziehbar, was der Unterschied zwischen Gleich- und Wechselstrom ist. Das Wissen um diese Zusammenhänge ist aber elementar für den Plot. Denn im Gegensatz zu dem Konkurrenten Westinghouse (Michael Shannon), der die Illumination der Großstädte mit technisch überlegenem Wechselstrom vorantreiben will, setzt Edison auf vermeintlich ungefährlichen Gleichstrom. 

Um der Öffentlichkeit medienwirksam vor Augen zu führen, dass Westinghouses Wechselspannung Menschen umbringen kann, lässt Edison vor Pressekameras ein Pferd mit einem Stromschlag töten. Unglücklicherweise wird der Kriegsgegner und Pazifist so zum Vater des elektrischen Stuhls – jener Erfindung, die das Töten scheinbar humaner erscheinen ließ. 

Die Abgründe und moralischen Verwerfungen dieser Thematik werden in der etwas unbeholfen erzählten Geschichte leider nur erahnbar. Alfonso Gomez-Rejon, der mit »Ich und Earl und das Mädchen« eine äußerst charmante Coming-of-Age-Geschichte vorlegte, bringt in »Edison – Ein Leben voller Licht« keinen wirklichen Erzählfluss zustande. Die Ausstattung ist aufwendig, wirkt aber oft steril. Und Benedict Cumberbatch in der Hauptrolle ist eine regelrechte Enttäuschung. Was überrascht, denn als nerdiger Detektiv in der »Sherlock«-Serie vermochte der Brite abstrakte technische Zusammenhänge so zu erotisieren, dass seine weiblichen Fans sich vermeintlich aus eigenen Stücken als »Cumberbitches« bezeichneten. Und so wartet man in diesem Film vergebens auf erhellende Momente wie in der Fernsehserie »Catweazle«, in der Geoffrey Baldon als verschrobener Zeitreisender den Schalter umlegt und das Aufleuchten der Glühbirne mit seinem unvergessenen »Elektricktrick« kommentiert.

Meinung zum Thema

Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns

Mit dieser Frage versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt