Kritik zu Die Tribute von Panem – Mockingjay: Teil 2

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Das Finale: Heldin Katniss will sich nicht weiter von den Strategien der Rebellen vereinnahmen lassen und entschließt sich, auf eigene Faust, zum Tyrannenmord

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Man wird es vermissen, das Haifischlächeln von Donald Sutherland. Seinem Diktator Snow schlägt im vierten und abschließenden Akt der Jugendromanverfilmungen nach Suzanne Collins das letzte Stündlein. Aber man wird auch seine Gegner vermissen, allen voran Jennifer Lawrence als moderne Göttin Diana: eine Amazone, die gerne zagt und zaudert, aber dann doch den Pfeil aus dem Köcher zieht, um für die gerechte Sache zu töten. In Miniauftritten und mit knackigen Sätzen feiert auch der »Spielmacher«, der 2014 verstorbene Philip Seymour Hoffman, Wiederauferstehung. So bekräftigt das Grande Finale noch einmal, was dieses Epos aus anderen Fantasy-Spektakeln hervorhebt: markante Figuren, die mit shakespear'scher Dialogwucht über Leben und Tod, Politik und Moral verhandeln, und die Verschmelzung von Action, dystopischem Coming-of-Age-Drama und Mediensatire, durchsetzt mit Anspielungen auf Antike, Totalitarismus, und aktuelle Zeitgeschichte. Kurz, eine Inszenierung, in der scheinbar niemand je Angst davor hatte, das Teeniepublikum intellektuell zu überfordern – und die trotz ihrer dramatischen »Blut, Schweiß und Tränen«-Stimmung stets Drive besitzt. 

Kompromisslos und ohne Erklärung wird man erneut mitten ins komplizierte Geschehen geschubst. Zwischen dem Kapitol, in dem sich die dekadente Elite der Nation Panem verschanzt, und den unterdrückten Distrikten herrscht nun offener Bürgerkrieg. Rebellenführerin Coin (Julianne Moore) will die heldenhafte Katniss medienwirksam zum Maskottchen der Revolution stilisieren. Doch der ehrlichen Katniss sind Propagandaposen und strategische Hinterlist ein Graus. Um weitere Tote zu vermeiden, setzt sie sich ab und will durch eigene Hand den Tyrannenmord an Diktator Snow verüben. Dabei bekommt sie Unterstützung von anderen Weggefährten, darunter Freund Peeta, der immer noch unter der Gehirnwäsche des Diktators leidet. So beginnt das letzte Gladiatorenspiel: denn bei der Überwindung der tödlichen Fallen auf dem Weg zum Kapitol wird die ganze Stadt, von Überwachungskameras des Diktatorenfernsehens ausgeleuchtet, zur Arena.

Das sieht, angefangen von der im Betonbrutalismus der 60er Jahre gehaltenen, zerbombten Metropole, über klaustrophobische Untergrundtunnel bis hin zum surrealen Palast, ziemlich großartig aus. Mit Panem haben die Setdesigner eine unverwechselbare düster-coole Welt geschaffen. Und Katniss Everdeen, die freie Radikale, die mal als getriebener Zauberlehrling und mal als beherzte Anführerin auftritt, ist und bleibt eine spannende Frauenfigur. Ihre innere Zerrissenheit (und auch ihre Wahl des richtigen Mannes) dürfte künftig manchem Film- und Genderseminar Diskussionsstoff liefern.

Umso bedauerlicher ist deshalb der enttäuschende Showdown. Trotz des Auswalzens des Finales auf zwei Filme kommen in der letzten halben Stunde die überraschenden Wendungen allzu hastig daher. Und am Schluss wird das Mädchen, das nie mitspielte und stets die Regeln brach, dann doch an die Konventionen eines billigen Happy-Ends verraten.

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