Kritik zu Die Jones: Spione von nebenan
Die Agentenfilmparodie als Grab der guten Ideen: Dass Greg Mottolas Film weder genug Lacher noch genug Action bietet, liegt jedenfalls nicht an den sich redlich mühenden Schauspielern wie Jon Hamm, Isla Fisher und Zach Galifianakis
Ein wirklich trauriger Gedanke lässt sich nach »Die Jones – Spione von nebenan« kaum mehr verdrängen: Die Agentenfilmparodie ist als Genre vielleicht noch schlechter gealtert als ihr seriöses Gegenstück, der Spionagefilm. An der Oberfläche mag alles noch in Ordnung erscheinen: Jon Hamm als amerikanische James-Bond- Variante ist vielleicht eine Traumerfüllung, genauso wie die Idee, mit Gal Gadot ihm die amtierende Wonder Woman als Ehefrau und Partnerin an die Seite zu stellen. Auch der Schritt, sie als Nachbarn in Konfrontation mit einem von Zach Galifianakis und Isla Fisher verkörperten Ehepaar zu schicken, ergibt noch Sinn: Die vier Schauspieler bilden hübsch den Gegensatz von glamourös und bieder, von glatter Professionalität und sympathischer Neigung zum Missgeschick ab. Aber damit sind die in »Die Jones – Spione von nebenan« eingebrachten guten Ideen auch schon erschöpft.
Nicht nur, dass sämtliche der inszenierten Gags gleichsam aus anderen Filmen recycelt werden – auch noch die grimmigsten Verbrecher lassen sich durch die Aussicht auf zwei sich küssende Frauen in Unterwäsche aus dem Konzept bringen? –, die Actionszenen sind mit viel Aufwand, aber ohne jede Sorgfalt inszeniert und die Handlung hat weder einen richtigen Spannungsbogen noch Motivationen, die sich nachvollziehen lassen.
Hier und da lassen sich so etwas wie Überbleibsel davon erkennen, was vielleicht mal der Grund dafür war, dieses Drehbuch zu entwickeln: Jon Hamms Superspion findet in seinem gemütlichen Nachbarn den ersten Menschen, dem er angstfrei gestehen kann, seines Jobs ab und zu überdrüssig zu sein. Gal Gadot scheitert als ehrgeizige Karrierefrau nur ungern an der Aufgabe, sich in einer stinknormalen Suburbia-Umgebung zu integrieren. Isla Fisher entdeckt beim neidischen Beobachten ihrer schönen Nachbarn ein ungeahntes Talent zur Spionage in sich. Und Zach Galifianakis darf hier einmal seine Standardrolle als Volltrottel mit ein bisschen Intelligenz und tatsächlicher Begabung fürs Mitfühlen variieren. Tatsächlich hätte das allein schon den besseren Film ergeben: Galifianakis als empfindsamer Personalmanager, der seinen Angestellten mit lächerlichen Therapien kommt, ihnen andererseits aber auch sehr gut zuhören kann.
Aber leider hat man die paar guten Ansätze nicht wirklich weiter ausgearbeitet. Was um so trauriger macht, führt doch mit Greg Mottola ein Mann Regie, der noch vor wenigen Jahren als kommender Meister des Independentfilms angesehen wurde. Seine Komödien »Superbad« (2007) und »Adventureland« (2009) zeichneten sich durch eine sehr eigene Mischung aus Melancholie und guter Laune aus. Sie bewiesen Wärme gegenüber ihren schrägen Charakteren und verzichteten auf angenehme Weise auf den landläufigen Zynismus. »Die Jones – Spione von nebenan« ist davon das glatte Gegenteil: Um seine Figuren zu entwickeln, lässt sich der Film kaum richtig Zeit. Sie höhnisch mit der Erfüllung der eigenen Wünsche zu bestrafen, dazu kann es ihm nicht schnell genug gehen.
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