Kritik zu Die Götter von Molenbeek

© Real Fiction Filmverleih

2019
Original-Titel: 
Die Götter von Molenbeek
Filmstart in Deutschland: 
21.11.2019
L: 
73 Min
FSK: 
Ohne Angabe

Die finnische Dokumentaristin Reetta Huhtanen folgt Kindern aus dem Brüsseler Stadtteil Molenbeek, wie sie unter sich die Probleme der Welt besprechen

Bewertung: 4
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Ob es Gott gibt? »Ich glaube ja, aber nur in Geschichten aus Finnland«, sagt Aatos am Anfang. Dort kommt seine Mutter her. Jetzt lebt er mit den Eltern im Brüsseler Stadtteil Molenbeek, der vor einigen Jahren als angebliche Brutstätte islamistischer Extremisten in schlechten Ruf geriet. Aatos' bester Freund Amine glaubt an Allah. Die Jungen sind sechs Jahre alt und spielen gemeinsam Fußball im Hof. Mit der etwas älteren Flo macht Aatos Ausflüge in den Park, wo sie am Teichufer Brennnesseln pflücken und essen. In ihren Gesprächen geht es um die Welt an sich, den Tod, kulturelle Differenzen oder die Unendlichkeit.

Und um die Götter, von denen Aatos von Allah bis Thor (der Donnerhammer!) verschiedene durchprobiert und auch in Kostümen personifiziert. Für Hermes, den Götterboten, bastelt er sich zum weißen Griechenkittel mit Glanzspray Sandalen mit Flammenschwingen. Oder werden die Menschen verrückt, wenn sie an Gott glauben, wie es Flo sagt? Vielleicht ja. Denn dann kommen wirklich die Anschläge vom März 2016, die die philosophischen Fragen mit neuer Wucht an die Kinder herantragen. Auch die Mütter von Aatos und Amine gehören zu denen, die am Ort des Attentats Blumen niederlegen und in Molenbeek Solidarität demonstrieren. Die Spiele der Kinder sehen nach dieser Erfahrung anders aus. Doch der größte Einschnitt kommt, wenn Aatos mit seinen Eltern wieder nach Finnland fortzieht.

Großartig ist die Kamera von Hannu-Pekka Vitikainen, die immer die richtige Perspektive, Kadrage und Lichtstimmung findet. Dabei sind manche Auftritte offensichtlich für den Kamerablick inszeniert. Und dadurch, dass die anwesenden Erwachsenen oft nicht im Bild erscheinen, scheint die Lebenssituation der Kinder zwischen Klopapier-Schlachten und wilden Streifzügen auf der Straße beneidenswert frei. Doch im entscheidenden Moment sind die Mütter da, um Trost zu spenden.

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