Kritik zu Die Eiskönigin – Völlig unverfroren

© Walt Disney

Der diesjährige Disney-Weihnachtsfilm reinterpretiert Hans Christian ­Andersens »Schneekönigin« als Roadmovie mit Frauenpower vor eisigen Landschaften

Bewertung: 4
Leserbewertung
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3.3 (Stimmen: 3)
Disney bleibt den Prinzessinnen treu: Nach Küss den Frosch (2009) und Rapunzel – Neu verföhnt (2010) steht erneut eine von ihnen im Mittelpunkt des diesjährigen Weihnachtsfilms, der inspiriert wurde von Hans Christian Andersens Märchen »Die Schneekönigin«. Es ist die Geschichte der Königstöchter Elsa und Anna. Elsa, die Ältere, verfügt über die Gabe, mit einer Handbewegung Frost zu erzeugen – so kann Anna im königlichen Palast über das Eis gleiten. Doch ein Unfall dabei macht es erforderlich, dass Annas Erinnerung an diese Zeit gelöscht wird und Elsa hinfort Handschuhe tragen muss, um nicht alles zu vereisen – die Gabe hat sich in einen Fluch verwandelt.
 
Jahre später, nach dem Tod ihrer Eltern, muss Elsa ihre Zurückgezogenheit zumindest für einen Moment, den ihrer Krönung, aufgeben. Doch als Anna an diesem Abend einen jungen Prinzen kennenlernt, Hans, ist es Liebe auf den ersten Blick. Die Erlaubnis für eine baldige Heirat weist die Königin jedoch brüskiert zurück und vereist in ihrem Zorn das gesamte Königreich, woraufhin sie in die Berge flieht, um ihr Leben allein in einem selbst erzeugten Palast aus Eis zu verbringen, auf dass sie keinen weiteren Schaden anrichte. 
 
Das Ausmaß ihrer Vereisung allerdings hat sie gar nicht mitbekommen, so ist es an Anna, aufzubrechen und ihre Schwester zur Umkehr zu bewegen. Unterstützt bei dieser Mission wird sie von dem Eislieferanten ­Kristoff mit seinem Rentier Sven sowie dem bewährten komischen »Sidekick«, diesmal ein Schneemann namens Olaf, der vom Sommer träumt.
 
Regisseur Chris Buck und seine Koregisseurin und Autorin Jennifer Lee (die zuvor das Buch für Ralph reicht’s verfasste) erzählen die Geschichte in angemessenem Tempo, das neben einigen furiosen Actionsequenzen genug Zeit bietet, um die ansprechende visuelle Gestaltung sich entfalten zu lassen – von dem vor imposanter Fjordkulisse gelegenen Schloss bis hin zu den Vereisungen, die Elsa verursacht. Lieder mit Ohrwurmcharakter unterstreichen den klassischen Disney-Charme der Geschichte, die am Ende immerhin ein paar Überraschungen aufzuweisen hat, sowohl was den Schurken anbelangt als auch was die Form der Liebe betrifft, die den Fluch schließlich zu bannen vermag. 
 
Anna mag nicht ganz so emanzipiert sein wie ihre Vorgängerinnen (zu denen gewissermaßen auch die Protagonistin aus Pixars Merida gehört), aber ein schönes Rollenmodell gibt sie dennoch ab.
 
Das selbstreflektorische Element, so ausgeprägt in neueren Disney-Filmen wie Triff die Robinsons, Bolt, dem letztjährigen Weihnachtsfilm Ralph reicht’s oder auch dem auf den Kopf gestellten Märchen Rapunzel – Neu verföhnt mit seiner emanzipierten Prinzessin, ist diesmal verlagert in den Vorfilm: Der beginnt als eine der frühesten Disney-Produktionen (in Schwarz-Weiß) mit Mickey Mouse und ihren Freunden, bis sich die Auseinandersetzung mit dem Schurken Kater Karlo vor der Leinwand fortsetzt (in Farbe und Breitwand) und es zu einem hübschen Wechselspiel der beiden Ebenen kommt.

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