Kritik zu Die Eiskönigin 2

© Walt Disney

Vor sechs Jahren wurde Disneys »Eiskönigin – Völlig unverfroren« zu einem ­internationalen Überraschungserfolg. Auch für den Nachfolger stehen die Chancen gut. Die Geschichte geht tiefer und macht genauso viel Spaß

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Vor allem Eltern von Mädchen dürfte der Song noch im Ohr sein. »Let it go« hieß er im Original und gewann 2014 einen Oscar als beste Filmmusik. In Deutschland sang ihn Helene Fischer. »Lass jetzt los« lautet er hierzulande. Es war aber nicht nur die Musik, die »Eiskönigin – Völlig unverfroren« so außergewöhnlich machte. Es war auch die Geschichte der Eiskönigin Elsa mit ihren Zauberkräften, die sie bändigen muss, um das Königreich und vor allem ihre Schwester Anna nicht in Gefahr zu bringen. Es ging um starke Mädchen, soll heißen Frauenfiguren, die, wenn sie zusammenhalten, die Welt retten können.

Nun sind die beiden Schwestern älter ­geworden, leben friedlich in ihrem Königreich Arendelle, bis Elsa eines Tages ein Wispern, eine Stimme hört, die sie ruft, um dem Geheimnis ihrer magischen Kräfte und vor allem ihrer Familie und ihrer toten Eltern auf die Spur zu kommen. Gleichzeitig muss sie auch noch ihr Königreich vor einer existenziellen Bedrohung bewahren. Also begibt sie sich mit Anna, dem Schneemann Olaf, Rentier Sven und Eisklotzlieferant Kristoff auf die abenteuerliche Reise in den verwunschenen Wald. Dort treffen sie auf die steinernen Riesen, verfeindete Gruppen und natürlich die Wahrheit. »Die Vergangenheit ist nicht, was sie zu sein schien«, lautet die bittere Erkenntnis der beiden Schwestern.

Und damit steigt das Erfolgsteam Chris Buck und Jennifer Lee aus dem ersten Teil sehr viel tiefer in die Geschichte ein und verhandelt schmerzlichere Erfahrungen. Das macht die Eiskönigin so besonders. Außerdem natürlich, dass Elsa und ihrer Schwester zwar männliche Begleiter zur Seite stehen, diese aber nicht die Hauptrollen spielen.

Als Running Gag versucht Naturbursche Kristoff immer wieder rührend unbeholfen, Anna einen Heiratsantrag zu machen, Schneemann Olaf sorgt mit Witz und List für Spaß, Rentier Sven ist das ausgleichende ­Element. Es geht bei der Eisprinzessin nicht nur um den Zusammenhalt zweier Schwestern, sondern auch um die Stärke von Frauen. So erliegen Buck und Lee nicht der Versuchung – obwohl von vielen Fans gewünscht –, auch Elsa in eine Liebesgeschichte zu verstricken. Die hat schließlich ganz andere Probleme. Während sich der erste Teil noch auf genau diese konzentrierte, weiten die Filmemacher in Teil zwei die Blicke auf ­aktuelle Themen unserer Zeit: Einst konkurrierende Fraktionen kommen in Krisenzeiten zusammen, stellen ihre Differenzen hinten an, um für das große Ganze zu kämpfen. Fast spielerisch rufen sie damit zu Toleranz, Zuversicht und Gemeinsinn auf.

Selbst den Diversity-Gedanken greifen sie wie nebenbei auf mit der Rolle des zugegeben mit seinen markanten Gesichtszügen und vollen Lippen etwas klischeehaft überzeichneten schwarzen Sergeant Mattias. Aber das alles ist so federleicht verpackt, nie banal und wird durch Gesangseinlagen auf angenehme Weise, gerade für die jüngeren Zuschauer, immer wieder ein wenig gedrosselt. Dass die beiden Schwestern mit ihren Wespentaillen, riesigen Augen und Glitzerkleidern letztlich doch den Prinzessinnenklischees entsprechen, will man da gern übersehen.

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