Kritik zu Der Prank – April, April!

© Port au Prince

Benjamin Heisenberg inszeniert einen gut gelaunten Familienfilm, der lustvoll die gängigen Muster einer Gangsterkomödie aufgreift und um zwei Schüler, einen Pizzakarton und eine Mafiaverschwörung kreist

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Es werden ein paar Katzen aus dem Sack gelassen in der Buddy-Komödie »Der Prank – April, April!«. Recht zu Beginn aber sitzt erst mal eine Katze verkohlt in der Mikrowelle, sehr zum Schreck der Mutter des zwölfjährigen Lucas Roosen (Noèl Gabriel Kipp). »April, April!« ruft die ganze Familie – für den chinesischen Austauschschüler Xi Zhou (Max Zheng Ren Wang) eine Blaupause für einen eigenen Scherz an dem Tag. Einen folgenreichen, denn Xi steckt seine olle Unterhose in einen Pizzakarton, tauscht ihn kurzerhand mit einem Karton aus dem Klapperauto des rappenden Pizzaauslieferers Schaaf (Cedric Eich), dem Freund von Lucas' Schwester (Laura Tonke), und zack: stecken Lucas und Xi in einer Mafia-Verschwörung um einen Pizzakarton voller Geld. 

Die Personalie lässt kurz stutzen: Benjamin Heisenberg macht einen Kinderfilm oder genauer gesagt einen Film, der im Rahmen der Initiative »Der besondere Kinderfilm« entwickelt wurde? Heisenberg ist Mitherausgeber der Filmzeitschrift »Revolver«, bildender Künstler und wird mit seinen Werken als Regisseur gerne der Berliner Schule zugerechnet. Sein Debüt »Schläfer«, ein subtil-intensives Porträt einer von den 9/11-Anschlägen auf das World Trade Center verunsicherten Gesellschaft, feierte Welt­premiere in der Sektion »Un Certain Regard« in Cannes. Mit »Der Räuber« ließ er die genrefilmaffizierte, an wahren Begebenheiten angelehnte Studie eines marathonlaufenden Bankräubers folgen. 

Aber schon nach wenigen Minuten sind die Bedenken passé. Heisenberg, der das Drehbuch zu »Der Prank« gemeinsam mit Peer Klehmet geschrieben hat, versteht es, sich in seine jungen Helden einzufühlen und sie ernst zu nehmen in dem temporeichen Plot, durch den er das ungleiche Paar schickt. Sein Komödienpotenzial hat der Regisseur ja bereits in »Über-Ich und Du«, einem Freud'schen Buddymovie mit André Wilms und Georg Friedrich, bewiesen. 

Das Drehbuch spielt selbstbewusst mit Genre-Tropen. Klar werden Lucas und Xi nach anfänglichem Augenrollen ein eingespieltes Team und natürlich mampfen die dussligen Polizisten, die ihnen später auf den Fersen sind, in der Pause einen Donut – bei den obligatorischen Outtakes am Ende des Films folgt die Kamera einem herumschwebenden Donut, was stark an die Eröffnungssequenz der »Nackte Kanone«-Reihe erinnert. Am schönsten allerdings ist, wie »Der Prank« auch popkulturell überlieferte Gangsterklischees bedient, um sie später auf die Schippe zu nehmen beziehungsweise zu unterminieren. Eine nicht unwesentliche Rolle spielt hierbei Rapperin Patricia Pembele alias »Die P« in einer augenzwinkernden Rolle. 

Das gerne inflationär benutzte Prädikat »Familienfilm« passt auf »Der Prank« perfekt. Rasante Action inklusive Stadtrundfahrt mit einem Tesla – »Fuck Alter, wir ham nen Tesla geklaut!« – und einem Finale mit »Kevin allein Zuhause«-Vibes, schrullige Figuren, zarte Romanze und reingewurschtelte Genre-Metakommentare: Heisenbergs Film ist eine knallige Gemischtestüte, in der für jeden was dabei ist.

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