Kritik zu Der Nächste, bitte!
In Pascal Chaumeils zweitem Kinofilm sollen Diane Kruger und Dany Boon in die Spur jener Screwball-Comedy-Paare treten, deren Gegensätzlichkeit zunächst unüberwindbar scheint
Manchmal braucht es vier (französische) Köpfe, um aus einer Idee ein Drehbuch zu machen. Laurent Zeitoun und Yoann Gromb (Buch) sowie Béatrice Fournera (Mitarbeit) und Philippe Mechelen (Idee) haben sich an dem Skript für Pascal Chaumeils Komödie Der Nächste, bitte! abgearbeitet. Nur wofür? Besondere Raffinesse und Originalität sind in dem Film nämlich nicht zu entdecken. Diane Kruger verkörpert die erfolgreiche, attraktiv liierte Zahnärztin Isabelle; mit ihrem Freund und Berufskollegen Pierre (Robert Plagnol) betreibt sie eine schicke Praxis. Die biologische Uhr tickt, und Isabelle legt Wert auf eine Heirat und Kinder. Jetzt kommt’s: In ihrer Familie glaubt man an Schicksal und daran, dass die erste Ehe immer scheitert und die Frauen der Sippe erst mit dem zweiten Mann das wahre Glück finden.
Was tun? Isabelle verfolgt den Plan einer Scheinehe mit spontaner Scheidung. Dann wäre sie frei für Pierre. Nach einigen Verwicklungen reduziert sich die Wahl der Zahnärztin auf einen unerwarteten Kandidaten: den Reisejournalisten Jean-Yves. Frankreichs erfolgreicher Kinokomiker Dany Boon macht aus diesem Mann eine fürs Publikum – nicht für Isabelle – unwiderstehlich putzige Figur. Jean-Yves ist ein skurriler Verlierer im Wettbewerbmder Zweisamkeitssucher, ein klassisch zerknautschter, oberflächlich tumber Tor. Keine Schönheit, aber ein Mann fürs abwechslungsreich-genussvolle Leben. Die Schöne und das Feierbiest: Es dauert eine Weile, bis zusammenkommt, was nach der Logik von Der Nächste, bitte! zusammengehört.
Das Filmteam hat in Paris gedreht und Dienstreisen nach Kopenhagen, Kenia und Moskau unternommen. Von der Poesie der afrikanischen Natur und dem Geist der russischen Metropole haben die Filmemacher leider nicht viel zurückgebracht. Immerhin, es brüllt ein Löwe, und es tanzt, im übertragenen Sinne, der russische Bär.
Pascal Chaumeil und sein Team haben sich in der Nähe der Screwball-Comedy Hollywoods verortet. Doch hier wird Regieesprit à la Howard Hawks vor allem in Bewegung umgesetzt. Glynn Speeckaerts Kamera ist eigentlich immer nur glücklich, wenn sie Dany Boons sehr physische Interpretation von Komik aufnimmt; Scheu vor albernen Pointen hat Boon nicht. Diane Krugers Schönheit huldigt die Kamera wie auf Knien.
Zusammen schaffen Boon und Kruger eine französischdeutsche Union, die im konventionellen Rahmen des Films funktioniert. Die Molltöne, die immer dann erklingen, wenn es ernst wird, hört man wohl; tief gehen sie nicht. Boon gibt immer mal wieder den traurigen Clown, dessen Labradorblick auch den hartherzigsten Kinobesucher rühren dürfte.
Zwei Szenen des Films zeigen, in welche Höhen sich Der Nächste, bitte! hätte aufschwingen können. Einmal, als die Dokumente der afrikanischen Massaitrauung von Isabelle und Jean-Yves vor einem Juristen diskutiert werden, wagt der Film den Schritt ins Reich absurder Komik. Das andere Highlight: ein Treffen des ungleichen Paares auf russischem Boden mit französischem Botschafter und Frau. Da wird’s herrlich obszön.
Kommentare
Grossartiger Film...hat mich
Grossartiger Film...hat mich sehr gut unterhalten..empfehlenswert...
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