Kritik zu Der Engländer, der in den Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr

© Capelight Pictures

Timothy Spall spielt einen alten Mann, der mit Nahverkehrsbussen die britische Insel von Nord nach Süd durchquert

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Eine Reise: vom obersten Ende der britischen Insel, John O'Groats in Schottland, zu ihrem südwestlichsten Punkt, Land's End. 830 Meilen, 1 300 km. Mit dem Bus, genauer gesagt mit Regionalbussen, deren Benutzung für Rentner in Großbritannien kostenlos ist, ist das keine Vergnügungsreise, sondern eine Mission. Der Witwer Tom unternimmt sie nach dem Tod seiner Frau Mary, fast siebzig Jahre, nachdem das junge Paar diese Reise in umgekehrter Richtung zurückgelegt hatte. Was er in dem kleinen Koffer mit sich führt, kann der Zuschauer sich denken, warum das junge Paar damals den größtmöglichen geografischen Abstand anstrebte, erfährt man erst kurz vor Schluss. 

Die Reise ist das Ziel, die Essenz praktisch aller Roadmovies, gilt auch hier: Es geht Tom darum, die Orte, an denen sie damals Einkehr hielten, wiederzusehen, die Restaurants, die Hotels bzw. b'n'bs. Tom wirkt wie ein grumpy old man, die Mundwinkel herabgezogen, mit einem unwirschen Gesichtsausdruck, einer, der einfach in Ruhe gelassen und nicht immer auf sein Alter angesprochen werden will. Seine Begegnungen mit anderen Menschen sind oft geprägt von gegenseitiger Abwehr: Sei es, dass sein Angebot, den Motor eines stehen gebliebenen Fahrzeuges zu inspizieren, mit Misstrauen beantwortet wird, bevor er dann seine Kenntnisse als Mechaniker anwenden kann, sei es, dass er fremde Hilfe erst einmal ablehnt, obwohl doch offensichtlich ist, dass er sie in diesem Moment gebrauchen kann.

Einigen eindrucksvollen längeren Sequenzen wie der Auseinandersetzung mit einem Mann im Bus, der gegenüber einer verschleierten Frau rassistische Bemerkungen macht, oder dem Busfahrer, der behauptet, sein Fahrausweis sei nur in Schottland gültig und ihn trotz des Protestes anderer Fahrgäste an einer Haltestelle im Niemandsland aussetzt, stehen überwiegend kurze Sequenzen gegenüber, die eher komisch akzentuiert sind, in denen sich aber wenig entfaltet.

»The last bus«, so der lakonische Originaltitel, ist dabei durchaus zeitgemäß, manchmal eher zufällig (im Niemandsland wird er von einer Gruppe Ukrainer aufgelesen), manchmal explizit, wenn andere Menschen das Geschehen mit ihren Smartphones festhalten. Die entsprechenden Aufnahmen sieht man dann, mitsamt Kommentaren, im Nachspann, wo aus Tom dann im Netz der #BusHero bzw. #LandsEndbyBusHero geworden ist.

Unterbrochen immer wieder von kurzen Erinnerungsmomenten an glückliche und tragische Momente des Paares, lebt dieser Film in erster Linie von seinem Hauptdarsteller Timothy Spall, der in den Rückblenden an eine seiner frühen Rollen bei Mike Leigh denken lässt: In »Life is Sweet« (1990) verkörperte er einen übergewichtigen jungen Mann, mit verkehrt herum aufgesetzter Baseballcap und in baggy pants, mit großen kulinarischen Träumen vom eigenen Imbisswagen. »The last bus« ist kein Feelgoodmovie, wie der Trailer vermuten lassen könnte, aber eine höchst emotionale Geschichte über die Liebe und das Altern.

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