Kritik zu Das Löwenmädchen

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Ein am ganzen Körper behaartes Mächen wächst im Norwegen der 1910er Jahre auf und bringt es zur Mathematikprofessorin. Vibeke Idsøe verfilmt den gleich­namigen Roman von Erik Fosnes Hansen

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In einer dunklen Winternacht im Jahre 1912 wird in einer norwegischen Kleinstadt ein Mädchen geboren. Die Mutter stirbt im Kindbett und der Vater ist in Trauer entsetzt: Sein Kind ist über und über behaart und gleicht eher einem Affenbaby. Eva soll sie heißen, wie die biblische Urmutter, aber der Vater ist nicht bereit, mit ihr zu leben. Erst als sich niemand mehr findet, der sich um das Kind kümmern will, kommt sie zum Vater zurück. Mit aller gebotenen Strenge erzieht er das hochbegabte Kind nun, das sich Schreiben, Lesen und Rechnen selbst beibringt. Eine junge Pflegemutter hilft ihm dabei. Außerdem darf sie das Haus niemals verlassen. Denn schließlich ist er Bahnhofsvorsteher und seine Wohnung immer wieder neugierigen Blicken ausgesetzt. Auch die Schule ist ein Ort, den sich die kleine Eva erst erkämpfen muss. Und alle Probleme mit hänselnden Mitschülern hält sie vor dem Vater verborgen. Warum er aber plötzlich umschwenkt und sie bei einer Zugreise gar im Speisewagen präsentiert, ist eines der Rätsel, die der Film nicht löst.

Der Gendefekt ist selten, aber er kommt vor und heißt in der Fachwelt Hypertrichosis lanuginosa. Die Geschichte hat sich die norwegische Regisseurin Vibeke Idsøe bei ihrem Landsmann Erik Fosnes Hansen geliehen, dessen Roman die hochbegabte Eva umkreist und schließlich selbst zu Wort kommen lässt. In den Film transportiert, wird aus ihr aber eher eine Klischeefigur. Selbst wenn es eine wahre Geschichte wäre, müsste man dem Film vorhalten, sie nicht wahrhaftig genug zu erzählen. Die Figuren bleiben zu sehr an der Oberfläche, selbst der schwedische Star Rolf Lassgård (bekannt als Henning Mankells Walander) in der Rolle des Vaters hat Mühe, seiner Figur dramatische Tiefe zu verleihen.

Zu sehr bleibt der Film in der beobachtenden Position, zu sehr hält er sich aus den inneren Konflikten heraus beziehungsweise lässt sie gar nicht erst entstehen. Additiv hängt sie ein Ereignis an das nächste und zerstört damit jede Spannung. Auch die zeitliche Logik bleibt dabei auf der Strecke. Denn die erwachsene Eva, inzwischen Absolventin der Sorbonne und Professorin für Mathematik, erfährt weder Krieg noch Naziherrschaft in Norwegen. Das Umfeld wird ausgeblendet, ihr Leben entwickelt sich eingeschlossen in einer Wohnung, gar in einem Harry-Potter-artigen Kabuff unter der Treppe und schließlich als monströses Wesen in den Hörsälen und auf den Jahrmärkten Europas. Ausgestellt und bestaunt, wird sie jedenfalls genug Geld verdienen, um sich ein Studium leisten zu können. Der Rest bleibt im Dunkeln.

Es ist schade, dass der Film sich auf die Attraktivität des Besonderen verlässt und seine Geschichte so alltäglich erzählt. Die einzelnen Akteure trifft dabei keine Schuld. Es ist das Drehbuch, das sich nicht gegen den Roman behaupten kann. In der filmischen Erzählung verliert sich jede gedankliche Auseinandersetzung, und wie Eva sich selbst wahrnimmt, erfahren wir an keiner Stelle.

Meinung zum Thema

Kommentare

Kann mich Ihrer Kritik in keinster Weise anschließen.
Im Gegenteil !
Hier wird authentisch und nachvollziehbar das Schicksal
der ˋ Anderen ˋ gezeigt. Ich war von diesem Film zutiefst gerührt,

Wer den Film kritisiert hat keine Ahnung von Skandinavien !

Ich schliesse mich der Kritik an und werde wohl das Buch lesen ,um zu erfahren,ob und wie Eva die Jahre des Krieges erlebt hat...zumindestens hoffe ich,das diese schreckliche Zeit ,die auch Norwegen heimsuchte,vom Schriftsteller aufgegriffen und in die Handlung mit eingebunden wurde .....mir schien,als ob diese Handlung,um beim Zuschauer tiefer einwirken zu können,in mehreren Folgen hätte dargestellt werden können....Aber vielleicht wird dieses Thema ja noch in kommender Zeit ein anderes Drehbuch ,,erhalten,,um so dem Zuschauer die ganze Fassette darzubringen! Es würde sich lohnen,um alles glaubwürdiger und zeitgemäßer dem intessierten Zuschauer näher zu bringen

Ich habe leider nur den Anfang spannend gefunden und ohne die Haare wahr das der schlechteste und langweiligste Film den ich je gesehen habe. Eine reine Zeitverschwendung. Ich hätte in der Zeit mit meiner Freundin eine 1000 mal spannendere Unterhaltung führen können. Sehr tragisch!

Wer so denkt braucht scheinbar immer Action & Spaß..
Dein Kommentar klingt sehr emphatielos..wahre Geschichten mit dramatischen Hintergrund können leider immer weniger Menschen nachvollziehen..wirklich traurig

Ich fand den Film richtig gut,kann ja sein dass Teile des Buches fehlen,doch ergreifend ist der Film auf jeden Fall!!!.

Ich bin zufällig auf den Film gestoßen und er hat mich in seinem Bann gezogen. Das Drehbuch hat der eigenen Phantasie Freiraum gelassen.

Gerade weil kaum das Innere zu Wort kommt ist es ein ganz besonderer Film. Da der Zuschauer selbst Gedanken Vorstellungen einbringen kann. Darin sehe ich das herausragende. Mich hat dieser Film zutiefst berührt.

Mich hat der Film auch tief gerührt.
Aber ich bin enttäuscht, dass man auf die Schwierigkeiten auf Seiten des Mädchens und deren Umfeld , nicht genug eingeht.
Gerade um 1910 , eine Zeit von Aberglaube , Unwissenheit und Hetzerei , glaube ich nicht an das unproblematische Erwachsen werden.

Ich schließe mich der Kritik in keinsterweise an. Dieser Film ist hochbewegend und dramatisch, sofern man genügend Empathie entwickeln kann, sich in einem kleinen Mädchen mit diesen Schicksal hineinzuversetzen. Sicherlich könnte der Film alles au detail auserzählen, aber genau diese nicht bis ins letzte tiefgründige Erzählung macht den Film ergreifend und für jeden ein Stück weit individuell. Da die Grundlage eines Romans entspringt, sei die zeitliche und nicht vollends wahrheitsgemäße Erzählung verziehen. Diese hätte den Film vermutlich eher geschadet und die eigentliche Erzählung zu sehr von eigentlichen Fokus gelenkt. Ich kann den Film daher nur klar weiterempfehlen.

... leise, unaufdringlich, subtil ... vielleicht auch ein wenig zu langsam erzählt ... der so gar nicht in die aktuelle Welt passen will. Hier wird kein Drama plakativ künstlich aufgebauscht, selbst die "härtesten" Szenen werden nur angedeutet. Die eigentliche Geschichte "dahinter" entsteht erst im mitfühlenden Zuseher. In sofern tatsächlich ein Film für Empathen! Alle anderen müssen sich halt mit "Systemsprenger"
oder Hollywood begnügen, da bekommt man das Drama mit dem Holzhammer eingebleut. [Das "Löwenmädchen" bekommt von mir 7/10 Punkten.]

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