Kritik zu Dark Places – Gefährliche Erinnerung

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Nach David Finchers »Gone Girl« kommt nun die zweite Verfilmung eines Gillian Flynn-Krimis ins Kino, besetzt mit Charlize Theron, Nicholas Hoult und Christina

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Der Fall hört sich an, als wäre er von den »Vermischten Seiten« abgeschrieben: Libby Day ist die jüngste von vier Geschwistern und einzige Überlebende des sogenannten Kansas Prärie Massakers, dem ihre Mutter (Christina Hendricks) und ihre zwei Schwestern zum Opfer fielen. Als Täter wurde, mit Hilfe ihrer Aussage als Siebenjährige, ihr ältester Bruder Ben überführt. Die Erzählung beginnt 28 Jahre später. Ben sitzt noch immer im Gefängnis. Seiner Schwester Libby, die ihn nie besucht hat, gehen unterdessen die Mittel aus. Sie hat, wie sie per voice-over freimütig berichtigt, seit damals vom zwiespältigen Ruhm gelebt, den das Verbrechen nach sich zog. Am Anfang waren es Spenden, die für das arme verwaiste Mädchen eintrafen; später veröffentlichte sie mit Hilfe eines Ghostwriters ihre Autobiografie. Irgendwie kam immer genug Geld rein, um »nichts tun zu müssen«. Doch nun, Libby wird inzwischen von Charlize Theron gespielt, scheinen die Quellen langsam endgültig zu versiegen. Da erhält Libby eine Art letztes Angebot. Lyle (Nicholas Hoult) macht sich an sie heran, weil er möchte, dass sie seinem »True Crime«-Fanclub Rede und Antwort steht. Sie haben noch einmal alle Fakten studiert und sind zum Urteil gekommen, dass Ben nicht der Täter sein könne.

Die Filmrechte für »Dark Places«, ihren zweiten Roman, hatte Gillian Flynn schon verkauft, bevor »Gone Girl« veröffentlicht wurde. Doch es brauchte offensichtlich den Erfolg von David Finchers Verfilmung mit Ben Affleck und Rosamund Pike, um die Adaption von »Dark Places« endgültig auf den Weg zu bringen. Man wünschte sich allerdings, der französische Regisseur Gilles Paquet-Brenner (»Sarahs Schlüssel«) hätte sich noch mehr Zeit gelassen, um Finchers Umsetzung der Vorlage eingehender zu studieren. Denn zusammen mit einem von Gillian Flynn selbst verfassten Drehbuch ist es Fincher gelungen, die Doppelbödigkeit von Flynns auf den ersten Blick schlichter Krimiprosa ins Kino zu übersetzen: die böse Ironie, die ihre Geschichten im Unterton besitzen, das satirische Element, das die moderne Medienwelt kaltschnäuzig reflektiert, und besonders den Facettenreichtum der Frauenfiguren, der Flynn schon den Vorwurf der Frauenfeindlichkeit eingebracht hat, weil ihre Heldinnen bisweilen zu einer vielschichtigen Bösartigkeit fähig sind, die Frauen selten zugestanden wird.

Damit nicht genug, dass Paquet-Brenner mit Flynns vertracktem Stil nicht viel anfangen kann, er legt auch weder einen Sinn für das spezifisch amerikanische »White-Trash«- und Satanskult-Milieu der Geschichte an den Tag, noch kann er das große Potenzial seiner tollen Besetzung ausschöpfen. Charlize Theron als Libby, Corey Stoll als ihr Bruder Ben, Nicholas Hoult als Katalysator Lyle und Christina Hendricks als Mutter in den zuletzt ermüdenden Flashbacks – sie alle wirken, als hätte man sie in getrennten Räumen gefilmt und die Aufnahmen erst später zusammengesetzt.

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